Wandern auf Modern
Am ersten Tag ging es zum berühmten Tianmen Shan . Unser Hotel war schon mal ein Glücksgriff. Die Glasfront vor unserem Bett zeigte ein wahnsinniges Bergpanorama im China Style. Dies hieß natürlich, etliche Hochhäusern vor uns zu haben, aber immerhin. Am nächsten Tag ging es los zu unserem Ausflug auf den Berg mit Rolltreppen. Die Gondelfahrt hinauf war schon mal Adrenalin pur. Eine so steile, frei hängende Gondel hatten wir auch noch nie gesehen. Mit schwankenden Bewegungen ging es über immer steiler werdende Klippen, während wir uns mit Einheimischen unterhielten, hinauf. Verbergen konnten wir es kaum, dass wir froh waren oben angekommen zu sein. Der Weg hier oben war jedoch auch nicht weniger aufregend.
Ein schmaler, betonierter Pfand schlängelte sich um den Berg und ein paar Pfeiler hielten dieses besondere Konstrukt zusammen. Ob das bei uns eine Baugenehmigung bekommen hätte? Flos Lieblingsstellen waren sicherlich die Abschnitte mit Glasboden. Wir zogen uns spezielle Schuhüberzieher an und dann ging es schon los. Selten hatte ich so ein ungutes Gefühl, über einen Weg zu gehen. Unter unseren Füßen 2000 m tiefe Aussichten. Flo schimpfte, warum er so etwas machen „muss“ und ich versuchte meine klapprigen Knie zu verbergen, während ich im Dauerlachen von Flo ein Video machte. Der Versuch, am „Rand“ zu bleiben und so ein klein wenig Sicherheitsgefühl zu haben, klappte nur bedingt und andere Besucher lachten sogar über meine spezielle Gehtechnik. Puh, geschafft! Einen Tempel und vier Stunden wandern später, ging es mit einer Rolltreppe durch den Berg! Verrückt, oder? Eine mal ganz andere „Bergerfahrung“ als sonst. Am berühmten Loch angekommen ging es steile Treppen wieder hinunter, diesmal selbst zu Fuß. Riesige Bildschirme präsentierten hier den Besuchern waghalsige Stunts von Basejumpern, Paraglidern, Downhillfahrern und co. mit dieser Kulisse.
ESSkalation
Nach einem kleinen Ortswechsel fanden wir unser absolutes Lieblingsrestaurant in China. Dieser Ort veränderte meine Sichtweise auf das chinesische Essen völlig. Und zwar zum positiven! Diese Perle von Restaurant war ein absolutes kulinarisches Highlight. Uns schmeckte es dort so sehr, dass wir oft so viel zu Essen bestellten, dass sogar die Bedienung verdutzt darüber war. Ein Eintopf mit Hähnchen, ein Gemüsecurry, ein Topf voller Reis, Fladenbrot, Hefeteigbrot und die einzigartigen Hefeteig-Wallnussbrötchen, von denen wir dann gleich ein ganzes Teller voll zusammen verdrückten.
Andere Länder, andere Sitten
Tag zwei in Chinas Nationalparks. Wie schon oft im Film Avatar bestaunt, wollte ich mit eigenen Augen die berühmten Felstürme in China sehen und genau diesen Traum erfüllte ich mir, mit dem Besuch des Zhangjiajie Nationalparks. Zwei Tage erkundeten wir das riesige Gebiet voller Wald, Berge und Flüsse. Wie schon in den letzten Wochen festgestellt, war auch hier jeder Meter mit Touristen besetzt. Dutzende Busse karrten die Leute, wie auch uns, in den Nationalpark. Die beste Entscheidung war definitiv, dies am Morgen zu tun, denn die Hitze war wieder einmal unerträglich und die Warteschlangen frühmorgens kürzer. Wir stellten es uns leichter vor, die Orientierung im Park zu behalten, jedoch war es alles andere als leicht. Gleich zu Beginn kamen wir ganz woanders, als gewollt raus. Da standen wir, vorm höchsten Outdooraufzug der Welt. War so nicht geplant, aber warum auch nicht. Völlig unreal war dieser an einer der riesigen Felsnadeln befestigt und zählte definitiv zu der gruseligsten Aufzugfahrt der ganzen Reise. Nach ein paar Sekunden war die Fahrt aber schon wieder vorbei. Oben angekommen war die Enttäuschung dann nicht zu verbergen: „Wo sind denn die Wanderwege?“ , fragte ich mich, während ich nur betonierte Straßen und Essensstände wie auf dem Jahrmarkt sah. In China ist das Verständnis für die Natur einfach anders, das musste ich die letzten Wochen erst einmal so akzeptieren. Wo bei uns so wenig wie geht erschlossen und teils nur zu Fuß zu erreichen ist, sind hier an jeder Ecke Brücken, Gondeln, Straßen, Aufzüge, Rolltreppen und Busverbindungen. Und wem das noch nicht genug ist, kann sich einen Träger mieten, der einen auf einem Plastikstuhl, auf den Schultern nach oben transportiert. Auch Flachbildfernseher und etliche Kameras gehörten die Tage leider zum täglichen Bild, sogar mitten im Wald. Als ich akzeptiert hatte, dass es nicht „richtig“ zum Wandern wird, konnte ich auch die Aussichten und den Park mehr genießen. Leute, die einem die Aussicht versperren, aber uns auch etliche Male ansprachen und fotografierten, gehörten genau so dazu wie das Gedränge vor den schönsten Aussichtspunkten.
Wenig Gaumenfreude
Besonders interessant waren die Essensstände die mitten im Wald oder auf den obersten Punkten zu finden waren. Suppen mit riesigen Knochen brodelten vor sich her, glibberiger schwarzer Tufo, Götterspeise in den buntesten Farben, Fladenbrote, Pommes mit Koriander, angebratenes Gemüse und ihre geliebten Oktopusspieße gab es an jeder Ecke. Die letzten Tage gingen wir etliche Wege durch die einzigartige Landschaft, probierten bei den mit moosbewachsenen Stufen nicht auszurutschen und wichen den ein oder anderen am Boden vor sich hin krabbelnden Spinnen aus. Flo bestellte sich aus versehen ein Bohneneis (Geschmacksrichtung: „Alte Mungobohnen“, immer den Übersetzer verwenden bevor man etwas bestellt), schmeckte auch so wie es sich anhört, nämlich eklig und ich traf mit dem Kauf eines Sesamballs, mit einem Insekt im Inneren, wahrscheinlich nicht die beste Entscheidung des Tages.
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Die Stadt Zhangjiajie eignet sich als Ausgangspunkt um den Tianmen-Berg (Berg mit Loch) zu erkunden, die Gondeln auf den Berg starten direkt im Stadtzentrum.
Zhangjiajie ist mit den Schnellzügen gut zu erreichen.
Die „Avatar-Berge“ mit den markanten Felsnadeln befinden sich im Zhangjiajie-Forest Park, der eine Stunde von der Stadt Zhangjiajie entfernt ist.
Das Ticket für den großen Nationalpark ist vier Tage lang gültig, um früh am Morgen starten zu können empfiehlt es sich in einem Dorf direkt neben dem Nationalpark zu übernachten.
Wir hatten ein Hotel im Dorf Wulingyuan. Dieses ist mit dem Taxi (100 Yuan für 1 h Fahrzeit) von Zhangjiajie zu erreichen.