Angekommen mit dem Bus ging’s mit dem Tuk Tuk zu unserer Unterkunft. Ein Tuk Tuk zu bekommen war nicht das Problem viel mehr nicht das 5fache zu zahlen. Da kann’s schon mal vorkommen, dass 15 Leute auf einen zu stürmen und jeder den „besten“ Preis einen anbieten, will. Unsere Unterkunft war in einer schmalen Gasse, Obstverkäufer, die einen schweren Wagen vor sich herschieben und laut schreien, Kinder, die mit der Schuluniform entlanglaufen, Kühe, Ziegen und Motorräder, die sich alle gleichzeitig versuchen, einen Weg zu bahnen. Das sind Indiens Straßen. Da wir uns mit dem Finden der Unterkunft schwer taten, kam uns ein Nachbar unseres Gastgebers zu Hilfe. Dieser ist ein Sadhu. Du fragst dich sicherlich, was ist denn ein Sadhu, diese Menschen werden als heilige Männer bezeichnet, entsagen allen Besitztümern und sind typischerweise kaum gekleidet. Meist bedeckt nur ein Tuch ihren Unterkörper.

Erst einmal angekommen ruhten wir uns aus und beschlossen dann uns die Ghats und somit den Ganges genauer anzusehen. Wir gingen alleine die Straßen entlang, vorbei an einem riesigen Chaos voller Tuk Tuks, Autos, Menschen, die kreuz und quer auf die Straßen liefen, Tiere, die überall standen, bettelnde Kinder, die immer wieder zu einem kamen, Essensstände, die nach Masala, Curry und vieles mehr rochen. Es ist etwas Besonderes, alles aus nächster Nähe zu sehen, und wirklich mittendrin zu sein. Wir hatten dabei kein ungutes Gefühl und können nur jeden dazu motivieren, sich zu Fuß auf den Weg zu machen und das echte Indien kennenzulernen. Natürlich wird man hier angesprochen und man sollte sich bewusst sein, dass das, was man bei sich trägt, wahrscheinlich mehr ist, was viele hier jemals besitzen werden. Aber mit einem wertschätzenden und bestimmenden Umgang war es zumindest in Varanasi für uns kein Problem.

Der Ganges. Das erste Gefühl, dort zu stehen, ist unglaublich. Wir kamen zur Mittagszeit an und die Sonne brannte richtig runter, mit einem Hauch von Smog als „natürlichem“ Sonnenschutz. Die enorme Lautstärke, die einen in den Straßen begleitet, wurde hier deutlich weniger und die Menschen wirkten wesentlich entspannter, was uns sehr gefiel. Es war sofort klar, dass hier ein spiritueller Ort ist. Sadhus die am Ganges sitzen und beten, Männer, die sich in dem heiligen Wasser baden und Verstorbene, die im Rahmen einer Zeremonie geschmückt verbrannt werden. Unmengen an Boote und vor allem Unmengen an Leben spielt sich hier am heiligen Fluss ab. Was für ein Erlebnis. Es kommt einem vor, als wenn hier die Zeit stehengeblieben wäre und fühlte sich wie in einer fremden Welt an. Kulturschock auf eine positive Art und Weise ist hier garantiert! Wir waren in diesem Moment sehr dankbar, die Möglichkeit zu haben, so etwas zu sehen. Wir saßen zum Teil nur da und staunten über das Treiben. 

Wir gingen den größten Teil der Ghats zu Fuß ab und beschlossen für den Abend eine Bootstour zu machen. Ein junger Mann und sein Freund brachten uns zur abendlichen Gebetszeremonie. Unmengen an Leuten sangen und klatschten mit. Und wir staunten wieder, mit einem warmen Chai in der Hand. Unser Bootsfahrer fragte uns, ob wir verheiratet sind. Hier ist es eben normal, schon in jungen Jahren verheiratet zu sein. Er erzählte uns von seiner herzzerreißenden Geschichte, dass er in jemanden sehr verliebt war und leider seine große Liebe mit jemandem anderen zwangsverheiratet wurde. Der Grund hierfür war das fehlende Einverständnis der Eltern. Was für uns kaum vorstellbar ist, ist hier oft völlig normal.

Der Heimweg nach unseren aufregenden Tag war eine große Herausforderung. Denn unser Tuk Tuk Fahrer war ein richtiger Scamer und wollte uns nicht nach Hause nehmen, obwohl er der Route auf Google Maps zugestimmt hatte. Zu weit weg und mit dem vielen Verkehr könnte es ja ein Negativgeschäft sein. Erst ging es in die falsche Richtung ,dann sagte er uns er könne uns nicht weiterfahren. Nach einer lauten Diskussion ging es dann letztendlich zu Fuß nach Hause. Hier lernten wir selbstbewusst zu sein und das Anstarren anderer Leute zu ignorieren. Irgendwann beschlossen wir dann doch in einer dunklen Gasse einen Rikschafahrer für die Heimfahrt zu nehmen. Mit großer Mühe radelte uns unser Fahrer nach Hause. Dass die Rikscha keine Gangschaltung hatte, war für uns sehr beeindruckend und zeigte, welche Fitness dahinter stecken muss, wir gaben dem Mann aus Dankbarkeit unser verbleibendes Geld, das wir noch dabei hatten. Endlich angekommen, fielen wir beide völlig erschlagen vor Eindrücken in das Bett. Was für ein Tag!

Der nächste Tag sollte ruhiger sein. Wir lernten Richard kennen, ein Reisprofi aus England der uns mit seinen tollen Geschichten und seiner freundlichen und spirituellen Art fesselte. Dank ihm bekamen wir den Tipp zum buddhistischen Tempel Sarnath zu fahren. Es war gefühlt der erste ruhige Ort in Indien. Buddhisten, die beteten, Vögel und Streifenhörnchen, die um uns spielten und Leute die Yoga praktizierten. Und wir mittendrin. Ab nach Hause, dort wartete ein Tahli zum Abendessen auf uns.

Den Tag darauf machten wir eine Work-out-Session am Dach unseres Gastgebers. Wir waren hier nicht die Einzigen, neben einigen Yogis sahen wir auf den Dächern einen Sadhu, Kinder, die Drachen steigen ließen und Affen, die sich entspannten. Am Nachmittag gab es eine Yogastunde im Zentrum von Varanasi mit unserem Freund Richard. In einer kleinen Gasse (ohne Google Maps kaum findbar) fand unsere Stunde statt. Zuvor gab es eine Stärkung in einem Café. Dort zeigte sich Indien wieder von der verrücktesten Seite und so spazierte einfach eine Kuh in das Café hinein (so viel zum Thema Hygiene). Ein Abendspaziergang nach Hause, vorbei an den Verbrennungsgahts, an dem ich schätze, mindestens zehn Personen gleichzeitig bestattet wurden, zeigte sich Varanasi nochmal von seiner spirituellen Seite im Abendlicht.

Hier gibts Bilder zur Geschichte

Interessante Fakten

  • Sadhus sind heilige Männer die allem Besitz entsagen.

 

  • Am Ganges findet jeden Tag eine Zeremonie statt („Ganga Aarti“) in der dem Fluss gedankt wird.

 

  • Am Ganges Fluss verbrannt zu werden führt laut hinduistischem Glauben zur Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.

 

  • Die Stadt Varanasi ist der Gottheit Shiva gewidmet die als zerstörende Kraft gesehen wird.

 

  • Yoga und ein morgendliches Gebet gehören zur Indischen Kultur.

 

  • Chilischoten werden gerne vor die Eingangstüre gehängt um böse Geister zu vertreiben.

 

  • In den Duschen stehen Kübel (ein großer und ein kleiner), mit diesem waschen sich Inder sehr gerne, die normale Dusche wie wir Touristen sie verwenden kennen hier viele nicht.

 

  • Indien ist schmutzig keine Frage, aber auch in Indien gibt es Mülleimer, Müllsammlungen mit Hilfe von LKWs.

 

  • Auf den öffentlichen Toiletten wirst du kein oder nur selten Toilettenpapier finden, dafür gibt es aber extra Duschköpfe zum abduschen.

 

Denke daran, dass nach der täglichen Abendzeremonie sehr viele Leute wieder „nach Hause“ wollen, ein Tuk Tuk bzw. ein Heimtransport kann hier nicht ganz einfach werden!

Entlang des Ganges werden dich sicherlich einige Leute ansprechen und dir etwas verkaufen wollen, sei bestimmt und höflich, damit du es besser genießen kannst!

Varanasi ist laut und es gibt in jeder Ecke etwas zu sehen. Eine Unterkunft die etwas ruhiger gelegen ist kann sicherlich empfohlen werden um die Eindrücke verarbeiten zu können!

Klopapier und Desinfektionstücher/mittel gehören definitiv auf jede Packliste für Indien.

Die Regel essen mit der rechten Hand, da die linke unsauber ist, gilt weiterhin. Jedoch sahen wir oft Einheimische die drauf keine Rücksicht nahmen. Für Touristen gibt es außerdem so gut wie immer Besteck.

 

 

Empfehlung

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