Mit viel Glück bekamen wir kurzfristig ein Permit für diese mehrtägige Wanderung, denn eigentlich sollte mindestens ein halbes Jahr im Voraus gebucht werden.
Unser erster Wandertag startete von Puerto Natales aus. Mit dem Bus ging es für zwei Stunden Richtung Nationalpark und von dort aus mit dem Minibus zu unserem Start. Wir hatten schon richtig Hummeln im Hintern, als wir ankamen und freuten uns, als es mit leichtem Gepäck Richtung Base de Torres ging. Rund sechs Stunden brauchten wir für die Tour zu der wahrscheinlich beliebtesten Hauptattraktion von Patagonien. „Was zum Teufel ist denn hier los?“ Dachten wir uns, als wir die Anzahl der Leute sahen, die in einer Schlange sich den Weg nach oben bahnten. Mit so einem Massenandrang hatten wir nicht gerechnet. Wie eine Ameisenstraße reihten sich die Leute aneinander, was unserem Wanderherz sehr weh tat. Nicht nur, dass die eigentlich bei einer Wanderung bevorzugte Ruhe abhandengekommen war, viel mehr war es das Warten, Anstehen und die ständigen Überholmanöver, um an den Leuten, die sich teilweise mit Jeans und Alltagsoutfit auf den Weg machten, vorbeizukommen. Das Positive daran war, dass aus einer gemütlichen Wanderung eine Art Intervalltraining wurde. Aber nicht nur die Leute an sich machten diesen Wanderausflug ein bisschen unentspannt, sondern auch die Ranger, die einem nicht einmal auf einem abgestorbenen Baum sitzen ließen. Diesen Trubel vergaßen wir schnell, als wir die drei riesigen felsigen Türme sahen und einen Andenkondor. Nicht nur die Felsen, sondern auch der wunderschöne türkisfarbene Bergsee und der Gletscher waren ein gigantischer Anblick. Zu dritt genossen wir unsere Burger to go und sahen uns die Leute um uns an, die versuchten, ein perfektes Bild vor diesem Postkartenpanorama zu knipsen (haben wir natürlich auch getan). Der Rückweg zog sich ein wenig, was auch mit dem Andrang zu tun hatte und wir waren dann sehr froh, erfolgreich unten angekommen zu sein und unsere Hochzelte beziehen zu können. Hier hüpfte ein Hase herum und es gab für uns ein Sonnenbad. So kann man es lassen! 1000 hm und 22 km hatten wir heute gemeistert und empfanden dies als einen super Start. Nach einem Abendessen ging es dann zufrieden und mit müden Beinen in die Schlafsäcke.
Rein in die miefigen Klamotten. Nach einem Frühstück und mit einem Lunchpaket im Gepäck ging es mit randvollen Rucksäcken auf in den zweiten Tag. Das Wetter war wieder einmal extrem schön. So brachte ein roter Himmel am Morgen die Berge richtig zum Leuchten. Ca. 700 hm und 17 km standen auf dem Programm. Entlang des wunderschönen Lago Nordensskjöld, vorbei an Sträuchern und wie in Afrika abgeflachten Bäumen, sahen wir uns kaum satt an der Schönheit der Umgebung. Als dann noch den Cerro Paine Grand mit seinem Gletscher zum Vorschein kam, vergaßen wir schnell, welches Ausmaß die Gerüche unserer Kleidung annahmen. Auch die Mücken, die an diesem Morgen sehr lästig waren, wurden nebensächlich. Über wässrige Wege, vorbei an Gebüschen, die ganz viele der roten Calafate-Beeren trugen, zog sich der Weg zum Ende hin ziemlich in die Länge. Die letzten drei Kilometer mit stetiger Steigung waren für keinen mehr so spaßig. Mit ein bisschen Jammern kamen wir dann endlich in der Hütte Frances an. Unser zweites Quartier war eine ziemlich moderne Unterkunft, die eher einem Hotel als einer Hütte glich. Die Rezeption war ein kleines Häuschen im Wald und das Zimmer ein Zelt.
Tag 3 unserer Wanderung begann wie die anderen Morgen mit der „gewohnten Routine“. Alle stinkigen Siebensachen packen, Zähne im nicht ganz sauberen Waschraum putzen, Essen krallen und ab geht die Post. Heute stand der Aussichtspunkt Mirador Frances und Mirador Britanico auf dem Programm. Das Hineinschlüpfen in die schwitzigen Klamotten machte keine große Freude, war aber nach zehn Minuten auch wieder egal. Durch enges Gebüsch gestampft freuten wir uns ziemlich, alleine auf dem Weg zu sein und nach dem ausgiebigen Frühstück am Morgen gestärkt in den Tag zu starten. Heute waren es 15 km jedoch nur 800 hm. Hierbei muss man aber sagen, dass die Höhenangaben immer nicht ganz überein stimmten, wie wir die letzten Tage leider feststellen mussten. Hier können es schon mal ein paar Kilometer oder Höhenmeter mehr sein. Die Steigung war gemächlich, sodass wir ohne viel Mühe schnell nach oben gelangten. Außerdem bekamen wir den Gletscher und die umliegenden Berge so nahe zu Gesicht, dass das Wandern ganz von alleine ging. Der tosende Gletscherbach und das donnernde Geräusch der herabstürzenden Eisbrocken, die in der Sommersonne keinen Halt auf den Felsen fanden, empfanden wir als extrem faszinierend. Immer wieder mussten wir stehen bleiben, wenn mit einem lauten Knall sich der Schnee von einer Klippe löste. Außerdem waren saftig grüne Bäume, auf denen die Vögel hüpften und die Sonne, die sich durch den Wald schön langsam breit machte, eine tolle Motivation. Oben angekommen, war die Aussicht gigantisch. Wie in einem Ring umgaben uns die felsigen Berge, deren Formen so verschieden waren und keiner dem anderen glich. Mit einem großen Seufzer, dass wir nicht weiter gehen und klettern konnten, verließen wir unseren Aussichtsplatz. „Hey, hier können wir doch bleiben?“ Karo deutete auf eine kleine Stelle direkt am Gletscherbach, mit Blick auf die riesige, felsige Wand, die mit Gletscherzungen bedeckt war. Ohne viel Überzeugungsarbeiten fanden wir die Idee super und anstatt den Tag im Camp zu verbringen, genossen wir die warmen Sonnenstrahlen zu dritt liegend auf einem Stein, der auch als perfekte Sonnenliege durchgehen könnte. Wie in einem Kino war es für uns, wenn wir dem glitzernden Bach und den herabfallenden Schneemassen aus tausenden Metern Höhe zusahen. Irgendwann mussten wir doch runter vom Berg und lernten beim Abendessen zwei coole Kanadier und Amerikaner kennen. Nach interessanten Gesprächen über Baden mit Alligatoren und deren Wandereindrücke fielen wir drei, wie jeden Tag, todmüde in unsere Schlafsäcke, geschützt von der kalten Nacht.
Tag 4. Unser letzter Tag der Wanderung war gekommen. Heute war unser Abschluss und der härteste Tag angesagt. Mehr als 30 km und 200 hm, laut Angaben, aus denen dann das Dreifache wurde, zusammen mit dem Gepäck und den müden Füßen ging es überraschend gut. Unser Frühstück gab es auf dem Weg, um genügend Zeit zu haben. Mit der Stirnlampe und warm eingepackt, machten wir uns auf den Weg. Der Himmel war wieder einmal rosarot vom Sonnenaufgang und wir wanderten über einige hölzerne Brücken. Hey, hier ist Tierkot, hoffentlich kein Puma? Ging mir durch den Kopf und es spielte sich im Kopf ab, was zu tun wäre, wenn dieser plötzlich vor uns stünde. Aber zu unserem Glück war dieser wahrscheinlich noch genauso müde wie wir. Das sonst so schöne Wetter löste sich heute mit Regen ab. Dies bedeutete für uns hineinschlüpfen in die Regenklamotten. Das Frühstück auf dem Weg war relativ unentspannt. Nicht nur wegen des fiesen Nieselregen, sondern auch die lästigen Mücken ließen uns keine Ruhe. Umso entspannter war der Weg. Zwar hatten wir einige Kilometer zu bewältigen, war jedoch nur mit leichter Steigung. Da hatten die entgegenkommenden Wanderer, mit dem dreifachen Gewicht, es wesentlich schwerer. Bei uns schwang aber auch ein bisschen Neid mit, denn alleine Campen ist nochmal ein intensiveres Erlebnis als bereits aufgebaute Zelte.
Nach den ersten 10 km erreichten wir das Camp Painé Grande. Von dort ging es dann nochmals 10 km zum Aussichtspunkt des Grey Gletschers. Da wir dem noch ein bisschen näher kommen wollten, ging es zum Zweiten. Dieser war leider auch einige Höhenmeter entfernt und nicht viel schöner. Oh Mann! Unsere Beine gefielen diese extra Meter auch nicht besonders. Ich hatte schon eine Blase, Karo auch und Flos Schuhe verloren beinahe die Sohle. Wir waren uns einig, jetzt reicht es dann aber auch. Nachdem wir eine ungünstige Begegnung mit einer Rangerin hatten, ging es flott mit einer Verwarnung wieder nach unten. Was wir genau falsch gemacht hatten, erklären wir euch gerne unter vier Augen. Endlich hatten wir unsere 30 km erreicht und den W-Trek fertig gewandert. Nach einem Abschlussfoto mit voller Freunde über den geschafften Trail genossen wir teure Cupnoodels und Snacks. Nach der Rückfahrt mit dem Katamaran und dem Bus war die Pizza und Lasagne in Puerto Natales mehr als genial.
Ein toller und auch sportlicher Ausflug geht zu Ende. Jetzt war nur noch das Tragen des großen Gepäcks zum Bus am Tag drauf zu schaffen. Das hieß für alle nochmal Arschbacken zusammen kneifen und den Muskelkater der Vortage überwinden. Ein bisschen traurig über die Tatsache, dass der Trek vorbei war, machen wir uns jetzt auf den Weg in das Berg-el dorado El Calafate. Diesmal geht es auf in einen Trek der noch mehr Abenteuer verspricht!
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Der Torres del Paine Nationalpark liegt im chilenischen Patagonien und wird jährlich von mehr als 250.000 Personen besucht.
- Die Torres del Paine sind die drei markten Granitfelsen die bis zu 2500m hoch sind.
- Es kann der W Trek oder der O Trek um den Nationalpark gemacht werden. Hier kann durch Selbstversorgung gezeltet werden oder mit mehr Komfort in bereits aufgestellten Zelten oder Hütten übernachtet werden.
- Die Flugspannweite eines Andenkondors kann bis zu 3 Meter betragen und ein Gewicht von 15 kg erreichen.
- Der Puma ist die zweitgrößte Katze in Amerika, dieses Tier ist normalerweise sehr scheu gegenüber Menschen, kann aber in Südamerika immer wieder gesichtet werden.
- Der Puma kann nicht brüllen, er gibt ein schreiartiges Geräusch von sich.
- Pumas können bis zu 70 km/h schnell werden und bis zu fünf Meter hoch springen.
Um den O oder W-Trek wandern zu können, müssen lange (ca. ein halbes Jahr) im vorraus die Unterkünfte gebucht werden.
Es gibt strikte Regel im Torres del Pain Nationalpark. Das heißt es ist verboten außerhalb der Camps zu zelten, Feuer zu machen oder vom Weg abzuweichen. Grund hierfür sind in der Vergangenheit verherrende Waldbrände die durch Trekkingtouristen verursacht wurden.
Es sind im Park Ranger unterwegs um dies zu kontrollieren.
Um außerhalb der Wege klettern zu können muss ein Permit vor Ort beantragt werden.
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