Traumhafter Flug und ein Alkoholiker als Gastgeber
Nach unserem eher holprigen Start auf der Hauptinsel Viti Levu ging es auf nach Taveuni. Die Anreise war schon mal ein Augenschmaus. Mit einem kleinen Miniflieger starteten wir die Reise zum grünen Inselparadies. Durchgesagt wurde der Check-in persönlich. Einen Lautsprecher benötigt hier keiner, schließlich haben in einem Flieger höchstens 19 Personen Platz. Beim Einsteigen mussten wir uns ganz klein machen und der Pilot begrüßte uns persönlich. Das Cockpit war offen und so sahen wir den Piloten zu, wie sie die Maschine mit einem Karacho nach oben brachten. Der Flug selbst war spektakulär und die Stunde Flugzeit verging rasend schnell. Wir sahen die leuchtend türkisen Riffe, das strahlend blaue Meer zusammen mit den kleinen Inseln, ein wirklich wahnsinnig toller Anblick. Ich vergaß dabei fast meine Flugangst. So einen Flughafen wie in Taveuni hatten wir auch noch nie gesehen. Eine kleine Holzhütte und das war es dann auch schon. Der Gepäckträger war nur eine Person. Mit strahlendem Sonnenschein kamen wir auf der Insel an, ewig lange Palmen ragten in den Himmel, das Meer glitzerte und lud zum Baden ein. Jipi endlich Fidschi, so richtig! Natürlich ging’s bei uns ohne sparen nicht. Diesmal blieben wir wieder bei einem Homestay. Die Lage einmalig, wir sahen direkt auf das Meer und waren vom Grün umgeben und gleich daneben zwei schnuckelige Cafés und zwei Divecenter, also für uns ideal. Das Haus und der Gastgeber waren etwas Besonderes. Wie wir bereits auf der Hauptinsel erfuhren, spielen in Fidschi Alkohol und Drogen eine immer größere Rolle und das sahen wir auch bei unserem Gastgeber selbst. Der im Gangstastyle gekleidete junge Mann war vom Charakter sehr speziell. Als wir dann sahen, dass er eine Schnapsflasche ohne Probleme, liegend auf der Veranda, während er sich einen Kinderfilm ansah, leerte, wussten wir, was es gespielt hatte. Auch seine abendlichen Ausflüge bis drei Uhr morgens zum, wie er es nannte, „Malen beim Nachbarn“ hatten sicherlich andere Zwecke. Das Haus selbst war nicht das sauberste, auch die Hunde, die wir ins Herz schlossen und uns wesentlich lieber waren als die bei Moli, wirkten ungepflegt und stanken richtig, was mir schon fast das Herz brach. Zum Glück waren wir nicht viel in der Unterkunft.
Das grüne und abenteuerliche Fidschi
Am ersten Abend wanderten wir gleich zur Küste, genossen den kitschig schönen Sonnenuntergang, bei einem viel zu überteuerten Essen, das bei weitem nicht satt machte. Wir teilten unseren Tisch mit einem Franzosen, der als Einzelperson von seinem Platz versprengt wurde und hörten uns seinen Liebeskummer an, im wahrscheinlich romantischsten Setting in ganz Fidschi. Wir genossen zusammen ein Fidschi-Bier und besuchten die Tage darauf zu dritt die natürlichen Wasserrutschen in Taveuni. Wir hatten den wahrscheinlich coolsten Taxifahrer der Insel, denn anstatt dass er auf uns im Auto wartete, zeigte er uns den Abenteuerspielplatz selbst und rutschte mit. Ein Wasserfall in Kaskaden, rundherum Palmen die Schatten spendeten, war unsere Nachmittagsbeschäftigung. Zuerst musste mithilfe eines Seils der Fluss überquert werden. Gleichgewicht war hier gefragt, denn die Steine waren aalglatt, was dann den Weg nach oben nicht ganz einfach machte. Zehen fest in den Boden krallen, über Stock und Stein hinauf. Gut, dass wir unseren Taxi alias Tourguide hatten. Dieser zeigte uns den besten Weg, die richtige Art über die Felsen zu rutschen und staute das Wasser, sodass wir mit mehr Speed nach unten kamen. Ohne ihn wäre der Spaß sicherlich nur halb so viel gewesen. Fragt aber nicht, wie sich unser Hintern nach diesem Erlebnis anfühlte. Kein Wunder, denn ich nahm teilweise so viel Tempo auf, dass ich in der Luft war, bevor es, mit einem heftigen Plumps, lachend in den natürlichen Pool ging.
Genauso schön war aber auch der Besuch des Bouma-Nationalparks. Wir entschieden uns für die Wanderung zu den drei Tavoro-Wasserfällen. Unzählige Blumen zeigten ihre schönste Pracht, riesige Palmen zierten die Küste und ein Dschungel umgab die drei Wasserspielplätze. Taveuni trägt zu Recht den Namen: „Die Garteninsel“. So gefiel uns das Wandern aber sehr – baden, wandern, baden und wieder wandern. Wir kraxelten auf die Felsen, in eine Höhle hinein und sahen uns die in der Lagune lebenden Flusskrebse und Fische unter Wasser ganz genau an. Der Weg war wunderschön und die Aussicht über die Insel noch schöner. Dadurch, dass wir früh am Morgen aufgestanden sind, hatten wir zudem alle Wasserfälle nur für uns alleine. Besonders schön waren die in der Morgensonne entstandenen Regenbögen, ein richtiges Paradies. Was für ein toller Ausflug!
Schnorcheln, Tauchen und wieder Schnorcheln
Die meiste Zeit verbrachten wir jedoch nicht an Land. Mittlerweile sind wir zu echten Wasserratten geworden. Schwankende Boote fühlen sich beruhigend an, am Anblick des endlosen Meeres konnten wir uns kaum satt sehen und die Freude über die verspielten Delphine, die sich ihren Spaß mit den auftürmenden Wellen hinter dem Boot machten, war besonders groß. Wir waren die Tage einige Male schnorcheln und tauchen am berühmten Rainbow Reef. Jedes Mal, wenn uns ein kleines Boot mit der Ausrüstung aufs offene Meer hinausbrachte, waren wir ziemlich aufgeregt, was wir denn diesmal sehen würden. Und auch zu Recht, denn noch nie hatte ich so ein schönes und intaktes Korallenriff gesehen. Ein kunterbunter Wald aus harten und weichen Korallen, dazu noch unendlich viele Fische wie zum Beispiel die riesigen Barrakudas, Nudibrunches, Aale, Schlangen, Seegurken und unsere Freunde, die Riffhaie. Am spektakulärsten war sicherlich der Tauchgang an der White Wall. Hier ging es in 25 m Tiefe durch zwei Höhlen, die nicht schöner sein konnten; durch einen Tunnel geschwommen erreichten wir die Wand. Durch die dort vorherrschende Strömung waren alle Korallen in einem kräftigen Weiß, was wirklich ein toller Anblick war. Leider hatte ich mir an diesem Tag zu viele Bleigewichte aufschwatzen lassen, sodass mir dieser Tauchgang als Michael Jackson Tanzeinheit in Erinnerung bleibt, nachdem ich gehend durch das zu viele Gewicht im Wasser schwimmen musste. Jeden Tag waren wir um acht Uhr abends im Bett, zu viele Eindrücke zu verarbeiten und der Stickstoff vom Tauchen machte wirklich müde.
Weit weg von allem
Neben der Insel Taveuni besuchten wir auch die daneben gelegene Insel Vanua Levu (Viani Bay), hier blieben wir drei Tage in einem einfachen Resort, wir schliefen in einer kleinen Hütte, wurden mit Kokosnüssen begrüßt, genossen die Zeit ohne Internet, schwammen im türkisen Wasser, tranken mit den Einheimischen das im Mund taub machende Getränk Kava (siehe Foto), suchten stundenlang die schönsten Muscheln, bissen die Zähne zusammen, wenn wir mit eiskaltem Wasser draußen duschen durften und freuten uns über den Blumenschmuck, den die Hausmädchen in unserer Hütte verteilten. Abends saßen wir mit einem Glas Wein am Meer oder aßen leckere Fidschi-Speisen, die leider nicht für den großen Hunger und mehr für die schlanke Linie gedacht waren.
Besuch einer Korallenfarm
Nachdem das Resort einen Besuch zur Korallenfarm angeboten hatte, nahmen wir das Angebot gerne an. Der Besitzer Johnny züchtet hier hitzeresistente Korallen, denn die sogenannte Korallenbleiche traf die Insel letztes Jahr hart. Keine Korallen, kein Fisch, kein Fisch, kein Essen, hier kann nämlich nicht einfach zum Supermarkt gefahren werden. Wie funktioniert Korallenzüchten eigentlich? Zuerst werden Teile von Korallen abgebrochen, an einem Seil befestigt, wo optimale Bedingungen von Temperatur und Strömung herrschen, sodass diese schneller wachsen können, im Anschluss werden diese wieder gebrochen und einzeln unter Wasser „gepflanzt“. Nachdem eine Fortbildung für die Einheimischen stattfand, bekamen auch wir eine genaue Einschulung. Eines muss man sagen: Korallen pflanzen ist nicht einfach! Man nehme einen frisch gerollten Zementball, den man zuvor mit der Hand anmischt, nimmt eine gezüchtete Babykoralle, sucht sich einen Platz mit abgestorbenen Korallen, taucht auf 2-3 Meter und bürstet den Untergrund ab. Dann muss zum Boot geschwommen werden, der Zementball mit angehobenen Arm, ohne dass er nass wird, zum richtigen Platz geschwommen werden. Das Schwierigste ist dann das Befestigen der Koralle, bevor der Zement zu Matsch wird, vor allem weil nicht unendlich lange die Luft angehalten werden kann.
Freediving
Apropo länger Luft anhalten, das wärs doch! Genau mit diesem Gedanken spielten wir uns schon die letzten Wochen. Wie schön wäre es beim Schnorcheln, die Tiere länger und tiefer begleiten zu können? Und genau deshalb starten wir hier einen Freediverkurs. Wir absolvierten einen theoretischen Kurs bei PADI (Tauchorganisation), bestanden unsere Prüfung und schon war es an der Zeit praktisch etwas zu lernen. Johnny war unser Lehrer. Nach einer kurzen Wiederholung ging es ans Eingemachte, zusammen mit einem bereits zertifizierten Freediver, der nochmals eine Auffrischung wollte, waren zuerst Yogaübungen zur Entspannung auf dem Programm. Hier standen die Atemübungen im Fokus. Nach diesen Übungen ging es richtig los. Erste Übung: Ohne Brille, nur mit Schnorchel ins Wasser legen. Hier löst man den sogenannten Taucherreflex aus, was einen niedrigeren Pulsschlag zu Folge hat. Zweite Übung: Mit dem Kopf voraus ins Wasser und so lange es geht, die Luft anhalten. Hier war es wichtig, alle Muskeln so gut wie es geht zu entspannen, schließlich brauchen Muskeln Sauerstoff. Hört sich im ersten Moment leicht an, war es aber gar nicht! Unterbewusst ist man so gar nicht entspannt; Nacken, Beine und der untere Rücken waren am Anfang steinhart. Ich hatte mit dieser Übung massive Probleme, konnte nur eine halbe Minute die Luft anhalten, Flo hingegen über eine Minute und „der Profi“ fast vier Minuten. Die nächste Übung war, mit angehaltener Luft Längen zu schwimmen. Mit den speziellen langen Flossen und dem Gewichtsgürtel fiel es gar nicht so schwer, unter Wasser Meter zu machen. Auch das richtige Abtauchen, der sogenannte Duckdive, für ein möglichst leises und energiearmes Eintauchen in das Wasser, lernten wir. Jetzt hatten wir alles gelernt und es ging weiter raus aufs offene Meer.
Angekommen sollten wir uns alle an einer Boje festhalten, das war unsere Basis. Eine Schnur mit Ball markierte unser Tauchziel. Abtauchen bis zum Ball und wieder rauf, so einfach war das. Wenn es nur so einfach gewesen wäre! Erst ging es auf 6 m, für uns beide kein Problem. Dann wurde die Schnur länger und länger. Der Ball war nur noch schemenhaft zu sehen und das Wasser wirkte dunkel und finster. Ich hatte Respekt. Bis auf ca. 9 m schaffte ich es an diesem Tag. Leider war der Druckausgleich mit Kopf nach unten für mich ein Problem. Auch mein Kopf selber sagte nein zu einer größeren Tiefe. Jetzt merkte ich, was für ein mentaler Sport Freediving war. Denn der Drang, atmen zu wollen, setzt viel früher ein, als der Körper eigentlich wieder Sauerstoff benötigt. Und genau das sollte mit mentaler Stärke ausgeglichen werden. Flo hatte da schon einen stärkeren Kopf, es ging für ihn auf 13 m. Eine super Leistung, nachdem wir auch nur bis auf 16 m mit unserer Lizenz ohne Sauerstoff abtauchen dürfen. Bei dem Abtauchen machte er wunderschöne sanfte Flossenschläge nach unten, hielt sich am Seil fest, um die Orientierung zu behalten, griff kurz nach dem Ball und schwamm wieder hinauf. Er erzählte mir, wie weit weg die Oberfläche des Wassers aussah, er konzentrierte sich jedoch nur auf das Schwimmen und das Seil. Der Weg nach oben war definitiv die größte Herausforderung. Keine Panik zu bekommen, langsam aufzusteigen und wie es bei ihm war, die ersten Anzeichen, atmen zu wollen, gedanklich auf die Seite zu schieben. Mit einem schweren Atemzug war er endlich wieder an der Oberfläche. Lachend, voller Glück, sich selbst überwunden zu haben und voller Adrenalin. Jetzt verstanden wir, was an diesem Sport das faszinierende war, es ist befreiend für den Geist und für die Seele. Der Dritte in der Runde beeindruckte uns mit Tauchtiefen von bis zu 30 m. Sowas hatten wir noch nie gesehen. Er war so tief, dass es so aussah, als ob er vom Meer verschluckt wurde. Mir machte es eine Gänsehaut, das war nochmal eine ganz andere Nummer, völlig verrückt! Sehr stolz, dass wir über die eigentlich erwarteten 5 m gekommen sind, schlossen wir den Tag hundemüde mit einem bestandenen Zertifikat in der Hand ab. Jetzt heißt es immer fleißig üben. Schließlich haben wir unseren Trainingsbereich, das Meer, die letzten Monate noch einige Male um uns.
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Das Rainbow Reef zwischen den Inseln Vanua Levu und Taveuni ist bekannt für die ausgedehnten Formationen an Weichkorallen und wird auch als Hauptstadt der Weichkorallen unseres Planeten bezeichnet. Diese weisen kein Skelett aus Calcium auf.
- Es gibt über 20 Tauchplätze am Rainbow Reef die je nach Bedingungen (Strömung, Mondphase, Temperatur) getaucht werden können. Der spektakulärste ist die „White Wall“, die dortigen Weichkorallen öffnen sich zur Nahrungsaufnahme sobald eine ausreichende Strömung vorhanden ist und ernähren sich dann vom Plankton. Der Tauchgang führt üblicherweise in eine Tiefe von 25-30 m.
- Mit Strömung sollte beim Tauchen gerechnet werden, da nur dann optimale Bedingungen vorherrschen, um die Weichkorallen zu sehen.
- 80 % der Fläche von Taveuni steht unter Naturschutz in Form eines Nationalparks. Die Bevölkerung von etwa 19.000 Einwohnern konzentriert sich auf wenige Orte.
- Die Bevölkerung außerhalb der Hauptinsel besteht zum Großteil aus ethnischen Fidschianern und weniger Menschen mit indischen Ursprungs. Viele der dort lebenden können Speerfischen und sind somit gute Freitaucher.
Um von der Hauptinsel Viti Levu nach Taveuni zu kommen gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder mit dem Flugzeug (ca. 100 Dollar) von Nadi nach Matei, was die schnellste und komfortabelste Möglichkeit ist oder mit der Fähre. Diese muss von der Hauptstadt Suva für 12 Stunden nach Savusavu genommen werden, von dort gibt es eine zweite Fähre auf die Inseln Taveuni zum Ort Wairiki.
Essengehen und Einkaufen sind teuer auf Taveuni. Es zahlt sich aus einige Vorräte zum Kochen von der Hauptinsel aus mitzunehmen.