Ewige Anreise und ein genialer Koch
Das Dschungelabenteuer kann beginnen! Nach einem Flug von Singapur nach Sumatra, einer vierstündigen Anfahrt und einer halben Stunde Wanderung mit dem großen Gepäck, waren wir endlich in Bukit Lawang angekommen. Unsere Unterkunft war wirklich im letzten Eck und so umgaben uns wunderschöner Dschungel und Palmen. Vom eigenen Balkon aus konnten wir die ersten Makaken-Affen beobachten. Zum Abendessen gab es ein riesiges Menü aus vegetarischer indonesischer Küche. Nusschips (Suchtpotential), Tofu verschiedenster Art, Gemüsecurry, Reis und Reisnudeln und in Chili eingelegte Eier standen auf dem Tisch. So schnell er voll war, so schnell war auch alles wieder weg. Besonders begeistert waren wir nicht nur von dem Essen, sondern vom Koch selbst. Rizkey war ein junger extrovertierter Mann, den wir, mit seiner offenen Art, sofort ins Herz schlossen. Eine Umarmung, Schulterklopfer und sich direkt neben uns, ohne Abstand zu sitzen, war für uns völlig normal. Er erzählte uns die Tage einiges über Land, Leute und seine persönlichen Ziele.
Der etwas andere Tourguide
Nach einer ausgiebigen Stärkung am Morgen ging es früh in den Dschungel. Unser Guide Wanda wartete bereits auf uns. Wie schon bei den anderen Einheimischen beobachtet, liebte er das Rauchen. Der erste Eindruck: Ein dünner, zerbrechlicher Mann mit gelben Flipflops und einem großen Zigarettenproblem. Der zweite Tourguide July, ein sehr leiser, etwas komischer Mann, der schweigend uns hinterher oder vorausrannte und Mann für alles war. Wir folgten den beiden und schwitzten schon nach fünf Minuten, sodass die ganze Kleidung komplett nass war. Vor uns eine Traube an Touristen. Oje, das kann, was werden! Makaken saßen, mit offenem Mund als Drohgebärde, am Wegesrand und die Sonne wurde durch den dichten Wald immer mehr abgehalten, uns auch noch einen Sonnenbrand zu bescheren. Schnell wurde klar Wanda, war mehr als ein kleiner Mann. „klein aber Oho“, stimmte bei ihm definitiv! Die nächsten Tage versorgte er uns mit so vielen Informationen über die Natur und Tiere, bis uns der Kopf rauchte. Wir erfuhren, dass er fast 20 Jahre lang Jahre mit Forschern zusammengearbeitet hatte und für die Orang Utan Beobachtung zuständig war. Dies erklärte, warum er mehr Wissen über die Biologie hatte, als so mancher Professor. Er kannte nicht nur sämtliche wissenschaftlichen Bezeichnungen aller Pflanzen und Tiere sondern erklärte uns auch einiges über die Palmölindustrie, über Kautschukgewinnung und natürlich über die Menschenaffen, die wir sehnsüchtig erwarteten. July war mehr der praktische Typ und lief den Trail vor uns ab oder nach, um uns alle zwei Stunden mit Essen zu versorgen, sodass wir alle mit Kugelbauch wanderten.
Querfeldein
Die Temperaturen waren wirklich extrem und die Luftfeuchtigkeit unbeschreiblich hoch, sodass wir alle drei ein komplett triefendes Gesicht hatten und somit das Wasser im Nu geleert wurde. Die Wege waren außerdem teils sehr abenteuerlich, da unsere Guides gewisse Abkürzungen kannten, um den Menschenmengen aus dem Weg zu gehen und uns ein größeres Abenteuer zu bescheren. So waren Andreas Knie und meine Finger schnell blutig und Wanda musste mit der Machte uns einen Weg durch das Dickicht frei machen. Ein bisschen wie in einem Indiana Jones Film kraxelten wir den Hang hinauf und hielten uns an Lianen und Bäumen fest, um nicht den Halt zu verlieren. Auch Flussüberquerungen waren dabei. Dabei riss es Flo sogar einmal mit, was hier ungefährlich und ziemlich lustig war. Gott sei Dank hatte Wanda vorher das Handy genommen.
Die gelenkigen Menschenaffen
Mein ultimativer Wunsch war es, Orang Utans zu sehen. Da in Malaysia diese in einer Aufzuchtstation bei einer Fütterung zu sehen sind, wollte ich lieber nach Sumatra. Hier dürfen die Tiere „offiziell“ nicht mehr gefüttert werden und man sieht hier auch wilde Tiere. Leider sahen wir auch hier das ein oder andere Tier mit menschlichen Essensresten. Wir hatten die letzten Tage mehr als Glück. Elf Orang Utans sahen wir. Die Wilden zu sehen war sicherlich am abenteuerlichsten, da sie nur schwer zu erreichen sind und weit oben in den Bäumen hingen. Skeptisch bestaunten sie uns, schwangen sich von einem Ast zum anderen, rutschen den Bauchstamm hinunter und packten mit Leichtigkeit jedes kleine Ästchen ohne große Mühe. Auch näher bekamen wir einige Orang Utans zu Gesicht. Die sogenannten „semi wild ones“ wurden hier ausgewildert und früher eben auch gefüttert. Sie sind an Menschen gewöhnt und kommen nah an einen heran. So sahen wir zwei bei der Paarung (schlechtes Timing, ups!) und eine Mutter, die mit ihrem Baby entspannte und währenddessen mit dem Fressen beschäftigt war. Ein unglaublich schöner Moment, denn die Kleinen sind den Menschen äußerlich schon ziemlich ähnlich. Auch ein großes Männchen war direkt vor uns und saß gemütlich auf dem Boden. Seine Backenwülste waren riesig und seine behaarte, zottelige Statur ziemlich angsteinflößend. Immer wenn er sich bewegte, forderten uns die Guides auf, ihm aus dem Weg zu gehen und genügend Abstand zu halten. Aber eines gilt immer, nie laufen! Wir wollten ja kein gefundenes Fressen darstellen!
Rustikaler Zeltplatz und etliche Tiere
Geschlafen wurde in einfachen Camps. Holzhütten mit einer Plastikplane, eine etwas angehobene Betonplattform mit Plastikmatratzen war unser Bett und Moskitonetze, die mit etlichen Löchern versehen waren. Jedoch war dies nicht weiter schlimm, denn durch eine längere Trockenperiode in den letzten Wochen, waren diese fast schon eine Seltenheit, Gott sei Dank! Ließen uns die Mücken in der Nacht in Ruhe, schlichen sich jedoch andere Tierchen in der Nacht in unser „Haus“. Wir erschreckten alle drei, als es an unseren Plastikplanen rüttelte und man ein trabendes Geräusch hörte. Ein Wildschwein? Eine Ratte? Oder doch einfach nur ein Affe? Wir werden es nie erfahren! Das Klo war natürlich auch kein Highlight, jedoch nach den letzten Monaten schon fast Standard. Luft anhalten ist immer eine gute Idee, mehr Informationen erspare ich jedem Leser. Abends machte uns July immer ein Lagerfeuer. Hinlegen konnten wir uns auf Yogamatten und warmer Tee, Kaffee, Kekse sowie ein „Gängemenü“ auf dem Boden rundeten unsere täglichen Ausflüge in den Dschungel ab.
Neben Orang Utans sahen wir auch noch andere Tiere, die in Sumatra neben Thomas-Leaf-Monkeys, White – Hand-Gibbons, Hornbillvögel, einen Pfau der mit seinem „WAUWAU“ Schrei unverkennlich ist, eine Schlange und weitere kleiner Krabbeltiere, die zusammen mit den Fröschen ein nächtliches Konzert veranstalteten. Auch beeindruckend waren die riesigen Bäume und die gigantischen Lianen. Der letzte Tag war ein Badeetag, wir sprangen von einem kleinen Felsen ins Wasser und kühlten uns im Fluss ab. Zurück ging es dann eine halbe Stunde mit Schlauchringen flussabwärts. Durch den niedrigen Wasserstand bekamen wir dadurch eine richtige Hinternmassage.
Rundum betrachtet waren die letzten Tage wirklich toll. Eine einsame Dschungeltour war es sicherlich nicht, aber die Tatsache, dass es nur zwei Orte auf dieser Welt gibt, wo Organ Utans gesichtet werden können und wir in der Hochsaison waren, machten es für uns zu keiner großen Überraschung. Unser Team war außerdem extrem erfahren. Gab uns viel Input, brachte uns an Orte, die wir auch für uns alleine hatten und versorgte uns hervorragend. Was mir besonders gefiel, war die Tatsache, dass sie sehr Rücksicht auf die Natur nahmen. Sie sammelten Müll ein und hielten bei den Tieren Abstand. Wir verlassen so mit einem strahlenden Gesicht unser erstes Abenteuer in Indonesien und es geht weiter nach Java. Schade, dass wir Sumatra schon verlassen, denn hier gibt es sicherlich noch viel mehr zu sehen. Wie zum Beispiel die wilden Elefanten und den Sumatra-Tiger, von denen wir jeden Abend kleine „Gruselgeschichten“ hörten und wir im Endeffekt dann doch sehr froh waren, diesen nicht begegnet zu sein.
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Orang-Utans gehören, wie auch die Gibbons, Gorillas und Schimpansen zu den Menschenaffen (Hominidae).
- Orang-Utans lassen sich in drei verschiedene Arten unterscheiden. Den Sumatra-, Borneo- und Tapanuli Orang-Utan. Sumatra Orang-Utans unterscheiden sich von den anderen Arten durch ihr etwas helleres und rötlicheres Fell. Auch der Körperbau ist kleiner.
- Generell sind sie tagesaktive Affen. Für die Nacht bauen sie sich jeden Tag ein neues Nest aus Blättern in den Bäumen und kommen nur selten auf den Boden. Der größter Feind des Sumatra Orang-Utan ist der Sumatra-Tiger.
- Die Affen haben meist ein festes Territorium und sind oft Einzelgänger, wobei dies nicht strikt eingehalten wird.
- Sumatra Affen wurden auch bei dem Benutzen von „Werkzeugen“ gesehen. So verwenden sie beispielweise einen Stock zum kratzen, kämpfen oder essen und verwenden Blätter als Regenschutz.
- Die Ernährung besteht zum größten Teil aus Pflanzen und Früchte. Aber auch Insekten stehen auf dem Speiseplan.
- Orang-Utans sind weiterhin vom Aussterben bedroht, wobei derzeit der Bestand in Sumatra zunimmt. Ursache hierfür sind landwirtschaftliche Gründe, wie die Palmölindustrie. Auch die Tatsache, dass die Tiere nur alle vier bis acht Jahre ein Jungtier zu Welt bringen kann den Grund des geringen Bestands erklären.
Die Touren in den Dschungel können direkt von den Unterkünften in Bukit Lawang aus gebucht werden.
Es kann eine ein- oder zweitages Tour gemacht werden. Auch einwöchige oder längere Touren sind möglich. Hier sind auch Sichtungen von wilden Elefanten wahrscheinlich.
Da die Anreise nach Bukit Lawang ziemlich lange ist, würde wir mindestens vier Nächte ( mit Dschungeltour empfehlen).
Wenn möglich die Hauptsaison Juli und August für das Trekking vermeiden. Ruhiger ist es in den anderen Monaten, hier muss jedoch mit mehr Regen gerechnet werden.