Die Hauptstadt von Chile ist eine riesige Metropole, umgeben von den wunderschönen orange leuchtenden Anden. Als wir nach 17 Stunden endlich ankamen, war die Erleichterung recht groß. Trotz der bettenartigen Sitze im Bus fühlten sich unsere Beine ziemlich geplagt an. Sehr müde packten wir unsere Sachen und stürzten uns ins Getümmel des Busbahnhofs. Dieser war extrem unübersichtlich und wir waren verunsichert, was die beste Möglichkeit wäre, sicher in das Zentrum zu kommen. Zu viele Horrorgeschichten von Entführungen durch Taxifahrer hörten wir, weshalb dies nicht infrage kam. Nachdem wir abgewartet hatten, bis es hell wurde, entschieden wir uns für die Metro. Wir sicherten unsere Siebensachen mit den Regenüberzügen und quetschten uns in die U-Bahn. Warm, stickig und laut war es. Jeden Zentimeter mussten wir uns erkämpfen, was mit den Rucksäcken auf Kosten der Anderen, zwangsläufig passierte. Nach einem längeren Fußmarsch waren wir in der Unterkunft völlig übermüdet.
Die nächsten Tage erkundeten wir die Stadt genauer. Immer nur mit einem Handy und dem nötigen Kleingeld, aufgrund der Taschendiebstähle, die anscheinend hier gehäuft vorkommen. So wurde beispielsweise der Einkauf in einer Pharmacia, was bei uns ein Drogeriemarkt ist, zu einem Besuch in einem Hochsicherheitstrakt. Vier Sicherheitsangestellte beobachteten jeden Schritt und fast alle Artikel waren so gesichert, als handelte es sich um Goldbarren. Bei den Preisen, die wir hier sahen, verstanden wir aber auch schnell, warum dieser Aufwand betrieben wird. Generell war immer eine gewisse Grundangespanntheit da, sobald wir unsere Unterkunft verließen. Auch die Hitze und der Trubel trugen zu einer angespannten Atmosphäre bei. Viel zu sehr waren wir die Ruhe in der Natur von den letzten Wochen gewohnt.
Ein Besuch des Hauptplatzes Plaza de Armas mit seinen meterhohen Palmen stand ebenso auf dem Programm, wie ein Mittagssnack in einem Completo Bistro. Diese chilenische Version eines Hot Dogs mit Avocadocreme, Mayo, klein geschnittenen Tomaten und Sauerkraut ist der Wahnsinn. Wer auf leichte Kost steht, ist hier an der falschen Adresse. Nach der Hälfte des speziellen Hot Dogs hatte ich Gänsehaut, zu heftig war dieser Snack, bei dem sich jeder Bissen wie zehn anfühlte. „Ich esse nie wieder so einen Completo!“, redete ich mir ein und hielt einen Tag später wieder diesen irgendwie süchtig machenden Fast Food Snack in der Hand.
Da Flos Rucksack die letzten Monate schon extrem leiden musste und fast auseinanderfiel, besuchten wir das größte Einkaufszentrum Südamerikas. Dieser Konsumtempel haute uns vom Hocker. Bei dieser Anzahl an Läden hatten wir natürlich einen erfolgreichen Einkaufstag. Dieses Gebäude ist außerdem das höchste Südamerikas, weshalb wir nicht lange überlegen mussten, ob wir ganz hinauffahren sollten. Eine gigantische Aussicht über Santiago de Chile zeigte sich und wir sahen hier erst richtig die Ausmaße der in Smog gehüllten Stadt. Verrückt war die Tatsache, dass bei geschlossenen Augen die schwingenden Bewegungen des Gebäudes zu spüren waren. Runter vom 62 Stockwerk sahen wir uns noch einige andere Gegenden in Santiago an. Besonders schön fanden wir die Region Barrio Italia mit den coolen Graffitis, kleinen Cafés und speziellen Läden. Hier aßen wir eine extrem gute Pizza ohne Getränk, irgendwo muss man ja Geld sparen. Generell ließ diese Stadt kulinarisch keine Wünsche übrig. Arabisch, thailändisch oder einfach nur einen French Toast, hier ist für jeden etwas dabei. Aber auch traditionelles Essen wie einen brühend heißen Bohnen bzw. Rindfleischeintopf mit Mais probierten wir und wurden erneut von der deftigen Kost Chiles überzeugt.
Im Studentenviertel sahen wir außerdem Unmengen an Straßenverkäufern zu, wir sahen den Fischmarkt, wo es so stank, dass einem die Lust auf Fisch verging und erkundeten die riesigen Stadtparks in der brütenden Hitze zu Fuß, wo andere die Gondel nahmen. Da kam ein kühles Eis genau richtig. „Wo müssen wir denn als Nächstes hin?“. Ich zückte mein Handy heraus und da kam eine fein angezogene Dame und tadelte mich, das Handy besser in der Tasche zu lassen. „Chile ist nicht mehr das, was es einmal war!“, sagte sie zu uns und erklärte, dass hier täglich Handydiebstähle passieren. Später sahen wir den ein oder anderen Verkäufer, der diese Handys am Straßenrand wohl an den Mann bringen wollte.
Nicht nur kulinarisch, sondern auch sportlich ging es wieder fleißig zu. Als wir eine Boulderhalle oder besser gesagt ein Häuschen mit Indoorkletterbereich sahen, wussten wir, da müssen wir hin! Gleich zwei Abende verbrachten wir dort, bis unsere Arme und Hände so richtig weh taten. Aber nicht nur wir trainierten ordentlich. Wir lernten auch zwei Muskelpakete kennen. Diese absolvierten nur an der Klimmzugstange ihr Training. Oberkörperfrei und mit Sonnenbrille gestylt zeigten sie, was sie drauf haben. Da war es klar, dass auch ich es mit den 25 Kilo Gewichtsgürtel um die Hüfte probieren wollte. Ich kann dazu nur eines sagen, nur stehen alleine war extrem schmerzhaft und unmöglich.
Um der Hitze zu entkommen, verbrachten wir die letzten Tage in der Hauptstadt in gemütlichen Kaffees und in einem extrem schönen Museum für präkolumbianische Kunst. Auch ein Kinobesuch sollte es werden, der jedoch aufgrund des Zeitmanagements nicht mehr reinpasste. Gott sei Dank, denn später fanden wir heraus, dass dieses genau im Viertel La Legua war, das zu einem der gefährlichsten in Santiago zählt. Uff, nochmal Glück gehabt. Den letzten Abend verbrachten wir so lieber mit Grillen von 4 Kilo Fleisch zusammen mit einer deutschen Familie und deren fünf Monate alten Tochter. Hungern musste an diesem Abend keiner! Morgen geht es weiter, 24 Stunden Busfahren in die trockenste Wüste der Welt, in die Atacama-Wüste.
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Santiago de Chile hat derzeit eine Einwohnerzahl von ca. 6,9 Millionen.
- Das höchste Gebäude Südamerikas, der Gran Torre, ist 300m hoch und hat 62 Stockwerke. Die höchsten Gebäude der Welt stehen in Dubai (Burj Kalifa 828m), Shanghai (Shanghai Tower 632m) und Saudi Arabien (Makkah Royal Clock Tower 601m).
- Chile liegt im pazifischen Feuerring. Hier ist die seismische und vulkanische Aktivität extrem hoch, sodass gehäuft Erdbeben auftreten. 1960 trat ein Megathrust Erdbeben auf. Dies ist ein Erdbeben, dass durch das verschieben von Erd- und Ozeanplatte entsteht und Tsunamis zur Folge hat. Dies war das schwerste aufgezeichnete Erdbeben des 20. Jahrhunderts.
- Es gibt 90 aktive Vulkane in Chile. Der Vulkan Ojos del Salado ist der höchste Vulkanberg auf dieser Welt mit 6893m und die zweithöchste Erhebung in Südamerika.
- Ein typischer Snack in Chile sind Completos. Das sind Hot Dogs mit einer Majo, Avocado, Tomaten und Sauerkrautfüllung. Typische chilenischen Speisen sind außerdem Cazuela (Eintopf aus Mais, Kartoffeln, Kürbis, Gemüse und Fleisch), Porotos Granados (ein Eintopf mit Bohnen, Mais, Kürbis, Tomaten etc., Sopaipillas (Teigspezilität auf Basis von Kürbis süß oder sauer), aber auch Meeresfrüchte sind in der chilenischen Küche weit verbreitet.
An belebten Orten vor allem am Busbahnhof immer auf die Wertgegenstände Acht geben. Handys werden gerne von Rad- und Rollerfahrern beim Vorbeifahren gestohlen.
Gewisse Viertel sollten in Santiago de Chile vermieden werden (Maipú, San Ramón, Die Pintana, Pedro Aguirre Cerda, Recoleta, Cerro Navia). Sichere Viertel sind Providencia, Santiago Centro, Lastarria, Las Condes und Bellavista (Stand 2024,tagsüber).
Die beste Methode um in der Stadt rum zu kommen ist die BIP U-Bahn Karte. Einfach in einer Metrostation kaufen und mit Bargeld aufladen. Auch Cabify kann genutzt werden. Dies ist sinnvoll wenn es dunkel ist.
Die Sicherheitsstandards sind in Südamerika deutlich mehr als in Europa. Man sollte sich auf verriegelte Häuser, Zäune mit Stacheldraht, Überwachungskameras und Türen mit Codes einstellen. Auf die „Sicherheitsstandards“ sollte auch bei dem Buchen/der Bewertung geachtet werden.
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