Mit unserer 24-Stunden-Busfahrt hatten wir Glück und bekamen in der ersten oberen Reihe einen Platz mit einer Panoramasicht vom Feinsten. Durch die mittlerweile ausgiebig gesammelten Buserfahrungen wussten wir genau, was „überlebensnotwendig“ war. Klopapier, ein 6L-Kanister Wasser und viel zu Essen, genau genommen einen ganzen Sack voll. Kann losgehen! So speisten wir die nächsten Stunden wie feine Leute mit Wurst, Käse, Brot und Süßigkeiten hoch oben in weichen Ledersesseln und dazu diese super Aussicht. Trotz allem waren wir völlig geplättet, als wir in der Wüste in San Pedro de Atacama ankamen.

Die nächsten Tage mieteten wir uns ein Auto, um die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden, schließlich wollten wir ein Abenteuer und das bekamen wir auch zur Genüge.  Nur blöd, dass wirklich jeder sehenswerte Punkt mit einem nicht gerade billigen Eintrittspreis versehen war und sogar eine genaue Uhrzeit für das Betreten der Sehenswürdigkeiten reserviert werden musste. Das Positive daran war, dass sich so der Andrang an Touristen in Grenzen hielt.

Der erste Tag war sehr entspannt. Wir sahen uns das Valle de Luna an. Hier strahlte alles in einem ocker Orange, die spitzen Felsen sahen aus wie in einem Science-Fiction-Film und die unberührten Sanddünen zeigten sich mit einem vom Wind geformten Muster. Ein echter Hingucker wäre da nicht das Wetter gewesen. Ziemlich blöd, wenn es in der trockensten Wüste der Welt auf einmal zu regnen anfängt. Genau zwei Tage im Jahr soll es in San Pedro de Atacama regnen und genau diese Tage hatten wir erwischt. Echt jetzt? Blitze gingen nieder und der Regen prasselte ordentlich auf unser Auto. So hatten wir uns die Wüste aber nicht vorgestellt. Dieses Nass sollte sich die nächsten Tage noch mehrmals wiederholen und aus den zwei Regentagen im Jahr wurden ein paar mehr. Was für die Anwohner ein regelrechtes Spektakel ist, war für uns eher suboptimal. Die Einheimischen standen im Freien, filmten mit den Handys und Kinder spielten trotz Gewitter auf den Straßen. Es schien so, als wenn wenigstens Sie über dieses Wetter glücklich wären.  So schnell wie der Regen gekommen war, so schnell war er auch wieder weg. Und nach einer kurzen Verschnaufpause im Trockenen bekamen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang über das Valle de Luna zu sehen. Obendrauf zeigten sich zwei riesige Regenbögen, die sich über die dunklen Regenwolken zogen.

Am nächsten Morgen ging es weiter mit dem Geländewagen. Über schlammige Straßen, dass der Dreck nur so flog, erreichten wir die Laguna Cejar und Piedra. Durch den hohen Salzgehalt konnten wir die Erfahrung der „Schwerelosigkeit“ erleben. Ohne jegliche Anstrengung lagen wir im Wasser und blieben auf der Oberfläche. Wir tollten herum und probierten sämtlich lustige Positionen aus, die im normalen Wasser sicherlich in einem Tauchgang geendet hätten. Dabei vergaß ich, wie stark die Sonne hier ist, sodass meine ohnehin schon rote Nase nochmals einen neuen intensiveren Touch abbekam. Die Aussicht lenkte einen hier besonders ab, denn im Hintergrund sahen wir den 5913 m hohen schneebedeckten Vulkan Licancabur. Mit weißen Salzrändern von oben bis unten bedeckt, freuten wir uns über die dortige Dusche. Leider waren nach diesem Ausflug nicht nur wir von oben bis unten mit Salz überzogen, sondern auch so manche Sachen, die wir an diesem Tag bei uns trugen. 

Nach dieser kurzen und vor allem besonderen Abkühlung ging es über holprige Straßen vorbei an zwei wilden Eseln, die mitten in der mittlerweile grau gefärbten Wüstenlandschaft standen. Auf zu den Lagunas Altiplanicas auf 4200 m Höhe. Die Lagunen, die hier zu sehen waren, waren in einem türkis, gelb und rot und etliche wilden Flamingos fühlten sich hier ebenso pudelwohl. Wohler als wir mittlerweile in dieser Höhe. Leicht geschwollene Augen, Kopfschmerzen und eine drückende Müdigkeit hatte ich. Flo als Fahrer blieb davon, Gott sei Dank so gut wie verschont.

Auf dem Weg zur Piedra Rojas, einer weiteren schönen Lagune, standen etliche Vicunjas neben der Schotterpiste und wie schon den ganzen Tag fuhren wir an surrealen Landschaften vorbei, die an den Planeten Mars erinnerten. Rote Felsen zusammen mit dem türkisen See und einer weißen Salzkruste vor einem unglaublichen Bergpanorama waren die lange Anreise wert. Mein Besuch hielt sich jedoch in Grenzen, denn wieder kam ein Unwetter, das ein gemütliches Spazieren für mich unmöglich machte. Auf dem Heimweg verließen wir die Höhe schnell und so änderte sich das Wetter in Windeseile in strahlenden Sonnenschein. Wilde Nandus zeigten sich und die zuvor in Wolken gehüllten Vulkane sahen wir jetzt zur Gänze mit deren schneebedeckten und kegelförmigen Spitzen.

Am Tag drei unseres Roadtrips sahen wir uns Petroglyphen in Richtung Valle del Arcoiris, in Stein gemeisselte Darstellungen an. Eine Fahrt in das Tal Cartape musste leider abgebrochen werden. Denn durch den Regen der letzten Tage entstanden Flüsse, wo sonst keine waren. Dies war in Nachhinein nicht so schlecht, denn die Rückgabe des Autos dauert länger als gedacht. San Pedro hat etliche Einbahnstraßen und so wurde das Zurückbringen eine richtige Geduldsprobe. Was wir daraus lernen? Einbahnstraßen ignorieren macht vieles leichter!

Den Nachmittag verbrachten wir mit einem sandigen Spaß. Wer möchte nicht einmal in seinem Leben mit dem Ski oder Board eine Sanddüne hinunter brettern. Genau das dachten wir uns auch und so ging es in das Valle del Marte. Der Wind blies ordentlich, sodass wir unsere Ausrüstung ziemlich festhalten mussten, als es zwischen zwei Felsen hinunter in das Tal ging. Mit einer Skibrille ausgerüstet, kam Flo schnell mit dem sandigen Skifahren zurecht. Ich hingegen probierte das „Sandboarding“ zum ersten Mal. Und so kostete es natürlich eine ganz schöne Überwindung an der oberen Kante der Sanddüne zu stehen und mit dem Brett unter den Beinen und nach einer nur zweiminütigen Einschulung „Linker Fuß hierhin, rechter Fuß hierhin und einmal nach vorne und einmal zurück, Let’s GO!“ den Hang hinunterfahren. Zum Glück stimmte die Eigenwahrnehmung nicht mit der Realität überein. Denn was sich bei mir rasend schnell anfühlte, war in Wirklichkeit eine Geschwindigkeit, die nicht einmal einer Schnecke Konkurrenz machen konnte. Die motivierenden Worte des, ganz klischeehaft Dreads tragenden, „Surflehrers“, halfen jedoch immer wieder über die auf 3000 m gelegenen Sanddünen zu stapfen und wieder eine elegantere und schnellere Abfahrt zu schaffen. Mit dem Sand überall ging es dann müde und ausgepowert zurück in unsere Lehmhütte.

Unser letzter Ausflug von San Pedro aus ging zu den auf 4300 m gelegenen Geysiren. Um 5 Uhr morgens saßen wir im Bus und bereits nach kurzer Zeit merkte Flo die Höhe ordentlich und war dementsprechend fertig. Ich hatte Glück und fühlte mich im Gegensatz zum Vortag gut. Angekommen war die Höhe schnell vergessen, als das geothermale Gebiet vor uns lag. In jeder Ecke sprudelte es nur so vor sich hin und die Umgebung roch ordentlich nach Schwefel. Wir sahen an diesem Tag jedoch mehr als nur Geysire. Wir fuhren an einem Feuchtgebiet vorbei, wo Enten und andere Tierwelt ihr Zuhause fanden. Auch das Wetter zeigte sich wieder einmal wechselhaft und so erlebten wir sogar Schneefall nur eine Stunde von San Pedro entfernt. Nach diesen beeindruckenden Tagen verabschiedeten wir uns von der gar nicht so trockenen Wüste und freuen uns jetzt auf eine einmalige Fahrt über die Anden nach Bolivien!

Hier gibts die Bilder zur Geschichte

Interessante Fakten

    • San Pedro de Atacama liegt auf 2450m und hat jährlich ca. 50.000 Touristen. Die Häuser in San Pedro werden oft im Adobe-Stil, also aus Lehmziegeln gebaut. Diese Bauweise hält Häuser in der Nacht warm und am Tag kühl.
    • Die Atacamawüste zählt zu der trockensten Wüste der Welt und ist ca. 15 Millionen Jahre alt. In gewissen Gebieten ist Jahrzehnte lang kein Regen verzeichnet worden. Die Anden schützen die Wüste vor Regen, aber auch der sogenannte Humboldtstrom verhindert die Bildung von Regenwolken. Durch das so genannte El Nino Phänomen jedoch, kommt es immer wieder zu starkem Regen der die Wüste erblühen lässt.

    • Der Wissenschaft dient die Atacamawüste als ideale Umgebung für die Erforschung des Mars und des Weltalls (Observatorien).
    • Die rosa Färbung der Flamingos ist abhängig von der Nahrungsaufnahme und der darin enthaltenden Carotinoiden. Diese machen als Zugvögel einen Zwischenstopp in der Wüste.
    • Vicunjas gehören neben den Alpakas zur Familie der Kamele. Vikunjas sind zarter gebaut als Guanakos und leben außerdem auf einer Höhe zwischen 3500m- 5000m.

    Die Atacamawüste kann über den Ort Calama erreicht werden. Entweder durch eine 24h Busfahrt von beispielweise Santiago de Chile- Calama-San Pedro oder über einen Flug nach Calama mit anschließender zweistündiger Busfahrt nach San Pedro.

    San Pedro de Atacama ist sehr touristisch. Mit einem eigenen Mietauto kann man diesem Andrang jedoch entfliehen. Automietungen sollten jedoch im vorhinein beantragt werden, da zu unserem Zeitpunkt (2024) nur eine Firma in der Stadt vertreten war.

    Der Besuch der einzelnen Sehenswürdigkeiten (Lagunen, Aussichtpunkte etc.) ist nur unter Vorreservierung online und Bezahlung möglich. Hier muss oft eine genaue Uhrzeit der Ankunftszeit angegeben werden! Also sollten bei einem eigenen Roadtrip die Route genau geplant werden.

    Restaurants sind in San Pedro unglaublich teuer. Selber kochen ist die Lösung!

    Wer gesundheitliche bedenken mit der Höhe hat, sollte mehrere Tage zu Akklimatisierung einplanen und/oder eine geführte Tour buchen.

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