Dieses Naturparadies am Rande des Amazonas war ein ganz besonderer Ausflug. Rurrenabaque war unser Ausgangspunkt. Tucktuck Fahrer, tropisches Wetter und die Häuser ein bisschen wie in Asien, war unser erster Eindruck. Nach der ewigen und kurvenreichen Fahrt von La Paz runter in den Dschungel, deckten wir uns mit Mückenspray und heller Secondhand- Kleidung für die Pampastour ein (Fakt nebenbei: Weiße Sache bleiben auf Weltreise niemals weiß!). Nach einer Standard unter der Dusche Wäsche-Waschaktion hieß es am nächsten Tag auf zur Tierbeobachtung. Ganz bewusst entschieden wir uns für das Flussdelta und nicht für den direkten Dschungel, da hier mehr Tiere zu sehen waren. Abgesehen von den Taranteln, die ich sowie so nicht sehen wollte! In drei Stunden erreichten wir unsere Lodge für die nächsten Tage. Diese war nur mit einem Holzboot erreichbar. Während der Anfahrt sahen wir schon wilde Pferde, Sträuße, ein Faultier und unzählige Vögel. Wir lernten außerdem unsere Gruppenmitglieder kennen. Diese waren alle witzigerweise aus Deutschland und selbst auf Weltreise bzw. mehrmonatiger Reise. Natürlich waren die Gespräche sehr spannend und wir holten uns neue Ideen für das kommende halbe Jahr. Die nächsten Tage verbrachten wir viel auf den Holzbooten und am Flussufer, um die Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten. Wilman, so hieß unser Guide, gab alles um uns das bestmöglichste Erlebnis zu bescheren. So tuckerten wir durch die engen Gassen manchmal frühmorgens, einmal Nachts wo Fledermäuse sich zur Tour gesellten und natürlich tagsüber bei brütender Hitze und schlappen 34 Grad mit fast 90% Luftfeuchtigkeit. Dieses Klima war alles andere als angenehm,, wie man sich vorstellen kann. So verbrachten wir die letzten Tage mit sehr viel schwitzen, duschen und dann ging es damit wieder von vorne los.
Ab und zu war das Flussdelta so eng, dass wir selbst mit den Büschen und Bäumen kämpfen mussten. Grund hierfür waren sicherlich auch Wilmans Fahrmanöver. Diese waren abenteuerlich, was vor allem die Vorderen im Boot spüren mussten. Volle Fahrt voraus, ab in die Büsche, um die aufgeweckten Totenkopfäffchen auf uns aufmerksam zu machen. Das ging sehr leicht und es kamen schnell dutzende aus ihren Versteck und zeigten uns wer denn hier der „Boss“ ist. Mit lauten schreien und besonders beeindruckenden Sprüngen amüsierten uns die kleine Rabauken und eroberten mit ihren kleinen Händen und der quirligen Art schnell unser Herz. So waren wir und auch das Boot kaum in Sicherheit vor ihrer Neugier, denn Schüchternheit zählte definitiv nicht zu deren charakterlichen Eigenschaften. Die letzten Tage sahen wir auch andere Affenarten wie beispielsweise Brüllaffen, Haubenkapuzineraffen und Cameronaffen. Diese saßen oft auf dem höchsten Ast, in der Baumkrone, genossen die Aussicht und sahen uns dabei neugierig an. Morgens zeigten sie uns außerdem, wer hier der Herr des Dschungels war. Seien es die Kapuzineraffen direkt in unserem Camp, die man jeden morgen in der Hängematte beobachten konnte, oder die Brüllaffen an denen wir immer wieder vorbei spazierten als diese mit lautem Brüllen ihr Revier verteidigten. Unser Guide beherrschte übrigens ausgezeichnet alle Tierlaute und forderte einen Brüllaffen mit seinen eigenen Lauten heraus. Zum Glück sind diese nicht immer auf Krawall gebürstet und so genossen wir das laute Hin und Her zwischen Mensch und Tier.
Neben einigen Affenarten, leben hier auch etwa 10% alle Vogelarten dieser Welt. Man kann sich vorstellen wie es Morgens zuging. Wir sahen verschiedenste Wasserreiher, Pelikane, kunterbunte Vögel, riesige Geier, verschiedenste Tauben und meine absoluten Lieblingsvögel, die bezaubernden Tukane. Wir zählten um die 50ig verschiedene Vogelarten nur an zwei Tagen, irre oder? So erfolgreich unsere Vogelsichtungen waren, so wenig erfolgreich war der Versuch Piranhas an die Fischerleine zu bekommen, schade! Ein wunderschöner Angelausflug mit perfektem Sonnenuntergang endete so mit einigen Fleischstückchen weniger, aber ohne einen Fisch an der Angel. Geschickt schnappten diese das Fleisch von dem Hacken, jedoch ohne selbst hängen zu bleiben. Auch Anakondas fanden wir trotz einer Dschungelwanderung nicht, diese sollen bei geringen Wasserstand leichter sichtbar sein. Ehrlicherweise war ich gar nicht so böse, dass diese nicht vor unserer Nase rumschlichen. Dafür hatten wir Glück den schwarzen Kaiman zu sehen. Dieser bis zu sechs Meter lange Koloss lauerte fast unentdeckt, ganz still im Wasser, als wir nur zwei Meter von ihm entfernt vorbei fuhren. Da rückte ich gleich an Stückchen mehr in die Mitte des Bootes. Auch kleinere Kaimanarten und deren Babys, die schon in jungen Jahren alles andere als süß aussahen, sahen wir. Unser Guide schleppte uns sogar nachts zu einem Kaimanversteck. Wo andere Tiere deutlich Abstand hielten, marschierten wir nicht einmal einen Meter entfernt zu den Tieren und sahen uns diese mehr oder weniger freiwillig mit der Taschenlampe an.
Nachmittags ging es außerdem zum Baden mit den Amazonas- Flussdelfinen. Diese rosaroten Tiere mit einer sehr speziellen spitzen Schnauze waren faszinierend anzusehen. Unser Guide erklärte, dass diese uns einen gewissen Schutz vor den umliegenden Jägern bieten und es deshalb der einzige Ort wäre um zu baden ohne von einem Kaiman „angeknabbert“ zu werden. Beruhigend, dachte ich mir und hielt den Badespaß nur so kurz wie notwendig! Da waren die Jungs schon wesentlich mutiger und standen in einem Kreis im Wasser, um alles im Blick zu haben. Einen Tag später sahen wir nicht weit von der Badestelle entfernt einen Kaiman, sodass wir einstimmig entschlossen hier nie wieder baden zu gehen. Gruselig! Neben den Kaimanen sahen wir auch Capybara Familien und viele Schildkröten, die sich paarend übereinander stapelten. Wie man lesen kann befanden wir uns also mitten im Dschungelparadies. Neben diesen tollen Tiererlebnissen gab es auch wunderschöne Natur zu bestaunen. Mangrovenwälder, Bäume die mit Lianen überwucherten waren und unzählige Palmen.
Natürlich sind auch hier so einige Insekten unterwegs. Die Tatsache dass wir nach kürzester Zeit wie Kaugummi klebend herumliefen, war sicherlich ein großer Grund weshalb wir bei den unerwünschten Gästen names Denguemücke sehr beliebt waren. Nicht ganz ohne Mückenstiche und mit einem Tattoo aus Pflanzenfarbe verlassen wir nun diese einzigartige grüne Oase! Danke an Wilman und sein Team, die uns in der, mitten im Dschungel gelegenen, Strohhütte und dem dort mehr als leckeren Essen ein einmaliges Erlebnis boten. Nach einem kurzen gesundheitlichen Durchhänger geht es jetzt wieder fit zur letzten Station in Bolivien, Lago Titicaca wir kommen!
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Brüllaffen leben in einer Gruppe zwischen fünf und zwanzig Tieren. Meistens besteht die Gruppe aus einem geschlechtsreifen Männchen. Ihr Brüllen ist von mehr als vier Kilometern zu hören.
- Totenkopfaffen leben in Gruppen die aus bis zu 75 Mitglieder besteht . Um ein Jungtier kümmert sich nicht nur die Mutter, sondern auch andere Weibchen aus der jeweiligen Gruppe.
- Haubenkapuzineraffen haben eine fünfmonatige Tragzeit bis Sie ein Jungtier zu Welt bringen.
- Amazonasflussdelfine leben im Süßwasser und gehören zur der Ordnung der Wale. Die lange Schnauze dient dazu im Schlamm nach Nahrung zu wühlen.
- Der schwarze Kaiman kann bis zu sechs Meter lang werden und 300kg schwer. Er gehört zur Familie der Alligatoren
- Faultiere sind Einzelgänger und hervorragende Schwimmer. Sie bewegen sich nur sehr langsam bzw. haben lange Ruhephasen. Der Grund hierfür ist der verlangsamte Stoffwechsel der aus einer energiearmer Nahrungsaufnahme resultiert.
- Capybara (Wasserschweine) gehören zur Familie der Meerschweinchen und sind die größten auf der Welt lebenden Nagetiere.
Von La Paz aus ist Rurrenabaque mit dem Bus in 12 Stunden (über die neue Death Road) zu erreichen.
Auch Flüge (ca. 40 Minuten Flugzeit) können nach Rurrenabaque gebucht werden. Diese werden jedoch immer wieder gestrichen (schlechte Wetterbedingungen), sodass dies nur bei zeitlich flexiblen Zeitplan sinnvoll ist. Der Flug soll sehr schön sein!
Neben der Pampastour kann auch eine Dschungeltour gebucht werden. Hier sieht man wahrscheinlicher Anakondas und Taranteln. Andere Tiersichtungen sind jedoch im Duschungel seltener. Ein Kombination beider Touren würden wir empfehlen.
Mückenspray und WEITE, helle Kleidung ist hier ein MUSS.