Der Weg nach Patagonien sollte nicht ganz einfach sein. Nach einer 21-stündigen Busfahrt in die charmante Stadt Mendoza, wo wir live mit erlebten, wie hunderte Argentinier ein Fußballspiel fanatisch mitverfolgten, ging es mit dem Flieger eine Stunde über die Anden. Wir erreichten Santiago de Chile. Dieser Flug war der schönste, den wir bisher erleben durften, denn wir befanden uns auf gleicher Höhe mit dem höchsten Berg Argentiniens, dem Aconcagua. Noch nie waren wir so nah an den Bergen vorbeigeflogen und hatten ein derartiges Panorama. Wir klebten regelrecht an den Fenstern des Flugzeuges und konnten gar nicht glauben, wie schön es war. Nach diesem spektakulären Flug hieß es weiter nach Punta Arenas. Dieser Flug war nicht weniger schön und wir sahen weitere gigantische Berge und Vulkane zusammen mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, der strahlend orange war. „Hey, da blitzt es ja“ stellte ich plötzlich fest und beunruhigt sah ich aus dem Flieger. Genau eine halbe Stunde später wurde der zuvor so entspannte Flug zu einer sehr turbulenten Partie. Das Flugzeug machte einen Satz und sackte einige Meter ab, dann ging es mit einem Karacho wieder nach oben, einmal nach links, einmal nach rechts und dann wieder alles von vorne. Wir hatten schon öfters unruhige Flüge, aber mitten im Gewitter und so stark war es noch nie. Manche nahmen schon die Sicherheitsposition ein und ich schloss die Augen, verkrümelte mich in den Pullover von Flo und krallte mich mit schweißgebadeten Händen an ihm fest. Die Stimmung war komisch, alle waren ruhig und das flackernde Licht von den Blitzen, die draußen niedergingen, trugen zu einer sehr unguten Stimmung bei. Zum Glück dauerte der Flug nicht mehr lange und endlich erreichten wir den Flughafen in Punta Arenas. Anscheinend sind solche starken Turbulenzen in dieser Region kein Einzelfall, erfuhren wir später. Gut, dass wir uns die nächsten Monate mit dem Bus fortbewegen, dachte ich mir, da sind ab jetzt lange Fahrten gar nicht mehr so schlimm! Aufgewühlt von der Anreise brachte uns ein aufgedrehter Taxifahrer, der mit ay, ay, ay andere Autofahrer tadelte, zu unserer heutigen Nächtigung.
Die kleine verschlafene Stadt mit Häusern im kolonialen Stil begrüßte uns gleich mit typischem patagonisch, wechselhaftem Wetter, erst Regen, dann Wind und dann warmer, strahlender Sonnenschein. Wir sahen uns die Küste der Stadt an und probierten bei einer sehr bekannten Imbissbude, in der nur sehr betagte Damen in weißer Schürze arbeiteten, ein Chori Pan, die kleinen mit Fleisch und Käse gefüllten Brötchen waren super lecker. Dazu gab es Bananenmilch und Café wie in einem Diner in Amerika an der Theke. Heute bekamen wir außerdem Besuch von Karo, die den langen Weg auf sich nahm und uns jetzt drei Wochen lang begleitet. Ein Abendessen zur Feier des Tages zeigte uns, dass hier ein anderes Preisniveau herrscht. Für drei Suppen und drei Limonaden blätterten wir 50 Euro hin. Halleluja, da schlackerten die Ohren und knurrte der Magen danach noch immer.
Den ersten gemeinsamen Tag als Team verbrachten wir auf dem Speedboot. Wir besuchten die Insel Magdalena. Diese beheimatet die zweitgrößte Pinguinkolonie Südamerikas. Wir bekamen große Augen und strahlten über beide Ohren, als wir tausende kleine watschelnde Anzugträger sahen. Die Magellan Pinguine waren alles andere als scheu und ließen sich so von ihrem Alltag nicht abhalten. Sie watschelten direkt an uns vorbei, waren mit dem Nestbau und Graben beschäftigt, turtelten miteinander oder gingen auf die Jagd nach frischem Fisch. Neben den Pinguinen sahen wir vom Boot aus auch tausende Seelöwen auf der Insel Marta. Auch deren Babys, die sich wie Würmer über den Kies bewegten. Und weil noch nicht genug los war, waren die Inseln von tausenden Seemöwen bewohnt, die ihre kleinen Jungen versorgten. Sehr beeindruckt von den extrem vielen Tieren, machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Punta Arenas. Flo wurde hier noch mit der Sichtung von Delfinen belohnt. Im Boot lernten wir außerdem den Kanadier Tim kennen. Dieser kam als Professor für Flugzeugtechnik viel herum und erzählte uns einige spannende Geschichten. Als er uns dann noch zum Essen einlud, konnten wir nicht nein sagen. Da wir noch nie Pisco Sour probiert hatten, sah er es als seine Pflicht, uns diesen probieren zu lassen. Er selbst erklärte uns, dass einer dieser Traubenschnaps enthaltenden Cocktails mehr als genug ist, hatte jedoch die grandiose Idee für uns, drei Große hintereinander zu bestellen. Das süße Getränk schmeckte zwar, war aber extrem stark. Und so fanden wir uns nach drei Stunden, trotz strahlendem Sonnenschein, lachend, mit tiefgründigen Gesprächen immer noch in dem sehr finsteren Restaurant. Der anschließende Besuch zum Strand Punta Arenas war dann natürlich sehr lustig. Wir tollten am Meer herum wie kleine Kinder und genossen bei windigem Wetter die nasse Abkühlung an unseren Füßen im Meer. Diese Freude hielt jedoch nicht sehr lange. Denn wie Tim schon sagte, einer ist genug, mussten wir dies auch am eigenen Leib erfahren. Und so waren die nächsten Stunden geprägt von kurzen Nickerchen, dem ein oder anderen Badezimmerbesuch und ordentlicher Müdigkeit. Mit solch einem verrückten und ganz anders als geplanten Nachmittag rechneten wir nicht und verabschiedeten uns von Tim und Punta Arenas am nächsten Morgen.
Auf zum Ende der Welt, auf nach Feuerland!!!
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Punta Arenas liegt im Süden Chiles und ist die größte Stadt in dieser Gegend.
- Die unbewohnte Insel Magdalena (Magallanes) ist ein wichtiges Brutgebiet für die Magellan- Pinguine, Kormorane und Möwenarten.
- Auf dieser Insel befinden sich von Oktober bis März zischen 60.000-120.000 Magellan- Pinguine, somit zählt diese Kolonie als die zweitgrößte in Südamerika.
- Magellan- Pinguinpärchen bleiben das ganze Leben zusammen und kümmern sich beide um die Bebrütung und Fütterung der Kinder. Um Nahrung zu beschaffen können diese bis zu 100m tief tauchen.
- Auf der Isla Marta leben tausende Seelöwen.
Von Punta Arenas aus können Ausflüge auf die Insel Magdalena/ Marta gemacht werden. Auch Königspinguine können als Tagesausflug bestaunt werden.
Die meisten Ausflüge sollten ein paar Tage im Voraus gebucht werden. Es besteht eine hohe Nachfrage.
Punta Arenas ist ein perfekter Ausgangspunkt um Feuerland und den Süden Patagoniens zu erkunden. Die Busfahrt nach Feuerland dauert bis zu 10 Stunden und sollte ebenso im Voraus gebucht werden.