Die Hauptstadt Kambodschas war bereits vor dem Besuch von Koh Rong ein Zwischenstopp und jetzt vor der Reise nach Vietnam erkundeten wir diese Stadt erneut. Die wachsende Stadt, fanden wir, hat viel mehr als den Titel Zwischenstopp verdient. Wir genossen die Zeit hier sehr. Flo beschrieb diese Stadt als Miniversion von Bangkok. Neue moderne Hochhäuser und schöne Gebäude wechselten sich mit ursprünglichen kleinen Häusern und prunkvollen Tempeln ab. In jeder Ecke gab es etwas zu sehen. Streetfoodstände, Unmengen an Verkehr und viele kleine interessante Läden. Hier spielt sich das Leben wirklich auf der Straße ab und langweilig wurde uns nie.
Beeindruckend zu sehen ist außerdem, wie schnell sich Phnom Penh „aufgerappelt“ hat, denn vor ca. 44 Jahren ermordeten die Roten Khmer schätzungsweise ein Viertel der gesamten Bevölkerung in Kambodscha. Durch grausame Art und Weise wurde dies durchgeführt und so mussten wir ganz schön schlucken, als wir mit einem Audioguide das Toul Sleng Museum besichtigten, welches früher als Foltergefängnis gedient hat. Nun sehen wir die Tatsache, dass diese Stadt so wächst und die Bevölkerung so jung ist, auf eine ganz andere Art und Weise. Zudem hörten wir vor unserer Reise von dem schlechten Ruf dieser Stadt. Dies können wir nicht bestätigen. Generell fühlten wir uns in Kambodscha immer sicher und die Leute waren extrem freundlich und offen. Sogar als uns ein Mann hinter der Theke einer Wechselstube über das Ohr hauen wollte. Er drückte uns falsches Geld in die Hand, als wir ihn darauf hinwiesen, lächelte er verlegen und gab uns sofort die richtigen Geldscheine.
Die ersten Tage verbrachten wir hier unter anderem mit dem Genießen der tollen Aussicht von unserer Dachterrasse aus, wir lagen am Pool oder gönnten uns den ein oder anderen Cocktail. Wir schlenderten durch die Straßen, probierten Streetfood und sahen uns natürlich den Royal Palace an. Erst nach dem dritten Versuch schafften wir es in diesen Tempel zu kommen, wer sich über die Öffnungszeiten informiert, ist klar im Vorteil. Ich sage nur 35 Grad, kein Schatten und vor verschlossenen Türen stehen trägt nicht zu einer guten Stimmung bei. Dieses Tief wurde aber nach dem erfolgreichen dritten Versuch schnell überwunden und so sahen wir uns wunderschöne Gemälde und Gebäude bei brütender Hitze an.
Kulinarisch überzeugte uns Phnom Penh nicht immer ganz. Hier waren nicht die gekauften Maden während eines Nachmittagsspaziergangs gemeint. „Gar nicht so schlecht“ meinte Flo. Viel mehr blieb der Besuch auf dem Nachtmarkt in Erinnerung. Vorbei an einer Menge Tuk Tuk und Motorradfahrer, lebensmüde über die Straße laufend (ein Zebrastreifen bedeutet hier „Betreten auf eigenen Gefahr“) erreichten wir den Markt. Mittendrin waren unzählige Teppiche ausgelegt. Dort saßen die Einheimischen in reger Unterhaltung zusammen und aßen. Uns gefiel das sehr, sodass wir uns dazu gesellten. Ein Pho (typische asiatische Suppe) mit Fleisch für Flo und ein Teller mit Gemüsereis für mich. Meine Wahl stellte sich schnell als die bessere Wahl heraus. „Alles in Ordnung?“, fragte ich Flo als er neben mir angestrengt auf dem Fleisch herumkaute, als wäre es ein niemals endender Kaugummi. Mit tränenden Augen und einem Gesichtsausdruck, den ich als „Ich muss mich gleich übergeben“ interpretierte, hielt ich Flo eine Serviette hin, um dem ganzen ein Ende zu machen. Selten freuten wir uns so über gratis Servietten. Nach diesem Erlebnis beschlossen wir eine Touri-Diät zu machen und gingen auf ein Bier (Markenname Ganzberg German Brewery).
Nun endet unsere Reise in Kambodscha und es geht für Silvester nach Vietnam. Ob wir ein Feuerwerk und eine richtig gute vietnamesische Party finden, berichten wir euch bald. Liebe Grüße aus dem Bus nach Ho Chi Minh, mit ganz viel Sitzfleisch.
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Von 1975- 1979 wurde Kambodscha durch die Roten Khmer unter der Führung von Pol Pot kontrolliert, in dieser Zeit starben rund 2 Millionen Kambodschaner (ein Viertel der Bevölkerung).
- Nahezu alle Einwohner mussten Zwangsarbeit in der Landwirtschaft leisten, Schulen, Krankenhäuser, Geld und Eigentum waren verboten.
- Wer nicht an Hunger oder Krankheiten starb wurde auf den im ganzen Land verstreuten Killing Fields ermordet.
- Erst durch das Einschreiten der vietnamesischen Armee Anfang 1979 konnte das Regime gestürzt werden.
Um die geschichtlichen Hintergründe zu verstehen empfehlen wir jeden den Besuch des Toul Sleng Museums und der Killing Fields. Ein Besuch am frühen Morgen ist zu empfehlen, da sonst große Reisegruppe eine ruhige Besichtigung mit Audioguide stören.
Schönes Silvester-Feiern in Vietnam und für das neue Jahr nur Gutes