Authentisches Fidschi und ein bisschen Indien

Nach einer ewigen Anreise von Mexiko aus über Los Angeles waren wir endlich im Südpazifik angekommen. Um uns erst einmal von diesem Flug zu erholen, blieben wir zunächst auf der Hauptinsel Viti Levu, um dann im Anschluss auf eine kleinere Insel weiterzufliegen. Völlig fertig am Flughafen angekommen begrüßten uns Einheimische mit Blumenhemd, einem freundlichen „Bula“ (Hallo) und traditioneller Musik. Jetzt kapierten wir endlich: Wir sind in Fidschi. Bevor es ins Fidschi Abenteuer ging, fanden unsere hungrigen Mägen noch ein perfektes Frühstücksschnäppchen, eine Art indische Samosas, die wirklich zum Niederknien billig und lecker waren. Wir freuten uns sehr darüber, da unser Frühstück im Flieger leider aufgrund der Sitzplätze in der fast letzten Reihe zufolge hatte, dass wir genau das unbeliebteste Morgenmenü bekamen, und zwar sehr flüssiges Rührei mit Würstchen. Unsere schweren Rucksäcke rauf auf den Rücken und ab zur Bushalte. Die Local-Experience wartete nicht lange auf uns und schon stiegen wir in einen wartungsfreien Bus ein. Die Busfahrer waren drei nebeneinander sitzende „ziemlich coole Typen“ mit Sonnenbrille,  Kappe und dicker Kette. Hiphop-Musik dröhnte aus dem Lautsprecher des Busses in einer nicht ganz astreinen Qualität. Die Frauen im langen Kittel gekleidet und perfektem Afro, mit einer Blume im Haar, die Männer eher im sportlichen Schmuddellook. Der Geruch im Bus war besonders unangenehm. Es war stickig, es roch nach Schweiß und Gerüchen, die ich nicht zuordnen konnte. Englisch sprechen konnte hier fast keiner und Fidschi ist nicht zu verstehen und mehr als drei Wörter konnten wir bis dahin auch nicht. Wir waren jetzt in einer völlig anderen Welt. In einem Luxusresort hier bleiben kann doch jeder! Wir jedenfalls nicht, viel zu teuer! Das wahre Fidschi kennenlernen war unser Ziel und dieser Wunsch wurde uns schnell erfüllt. In Sigatoka deckten wir uns mit dem Nötigen für die nächsten Tage ein. Ich bekam einen kleinen Indien Flashback im Supermarkt. Es gab Curry, Reis und Linsen, indische Musik lief, Frauen im Sari und Männer, die einen komisch begutachteten, chaotisches Treiben auf der Straße und auf dem benachbarten Markt. Ein Hinweisschild, dass nicht überall gespuckt werden darf, ein Eisverkäufer, der Eis mit Plastikstückchen verkaufte und Händler, die einem ein Fußkettchen viel zu teuer andrehen wollten. Wir erfuhren später, dass es hier eben viele indische Einwanderer gibt und so ein bunter kultureller Mix aus Christen, Hindus und Moslems zu finden ist.

Ziemlich abgelegen und viel Essen

Ein Homestay war für die nächsten drei Tage unser Zuhause. An der Coral Coast lag es idyllisch an einem Hang, das Haus war sehr einfach, nicht ganz sauber, aber wir hatten alles Nötige. Palmen umgaben das Haus und es gab jeden Tag Kokosnüsse für uns. Das eigentliche Highlight dieses Aufenthalts war Moli. Diesen herzlichen Haushälter der Unterkunft mit seinem schrägen und viel zu lauten Lachen schlossen wir schnell in unser Herz und ohne ihn wären sicher so manche Dinge um einiges komplizierter gewesen. Anfangs war die Kommunikation aufgrund seines gebrochenen Englischs nicht ganz leicht, jedoch lernten wir uns die Tage schnell besser kennen, verstanden ihn immer besser und machten zum Schluss schon Witze übereinander. Er brachte uns nochmals in die nächstgelegene Stadt Sigatoka, da die Unterkunft sehr abgelegen ist. Hier tickte die Uhr ein wenig langsamer, sodass man schon mal locker zwei Stunden auf einen Bus wartete oder die meiste Zeit per Anhalter fahren musste, was hier ausgesprochen gut funktionierte! Moli führte uns durch den lokalen Markt und weg von lästigen Verkäufern, sodass wir unsere Ruhe hatten. Er war außerdem ein super Koch und sorgte immer für unser leibliches Wohl. Ein ausgedehntes Frühstück und Abendessen jeden Tag. Am Morgen gab es Papaya, Ananas, Passionsfrüchte und herausgebackene Bananenbällchen oder Bananenbrot. Abends bekamen wir immer einen vollen Tisch verschiedenster Speisen: Fisch, Gemüse, Reis, Nudeln, Kassava (eine Art Kartoffel, die ungekocht ungenießbar ist) und vieles mehr.

Schmerzhaftes Schnorcheln und Kontakt mit Einheimischen

Am ersten Tag ging es hinunter zum Strand. Diesen hatten wir uns irgendwie schöner vorgestellt. Ganz typisch für manche Fidschiinseln sind vorgelagerte Korallenriffe und Steine, die auch bei Flut das Baden schwer machen. Wir probierten es kurz, nachdem wir aber von Korallen aufgeschürft wurden und Flo vom Seegras einen Ausschlag bekommen hatte, ließen wir es gut sein. Man konnte nicht verbergen, dass wir enttäuscht waren, denn im Internet sahen die Strände in Fidschi doch ganz anders aus. Weißer Strand und türkises Meer, wo bist du? Nicht lange waren wir alleine und schon gesellte sich ein einheimischer Speerfischer zu uns, er brachte uns zu einem besseren Schnorchelspot, seine kleinen Neffen begleiteten uns und spielten am Strand fangen und malten im Sand. Die Jungs stürzten sich nochmals ins Wasser. Später erfuhren wir von Moli; dass dieser Ort ein No-Go ist, da es dort Tiger- und Bullenhaie gibt. Nochmal Glück gehabt. Für heute reichte es dann auch, Moli zauberte uns ein Abendessen und dann schliefen wir erst einmal 15 Stunden fix und fertig von den ersten Eindrücken und der Anreise.

Eine Enttäuschung 

Tag zwei in Fidschi. Heute ging es zum Natandola Strand, der als der schönste Strand auf Viti Levu bekannt ist. Um uns teilweise teure Taxifahrten zu sparen, ging es per Anhalter erst einmal in die Stadt. Indische Musik dröhnte aus dem Auto, eine Fidschi-Fahne hing vorne an der Scheibe und der Fahrer verstand kein Wort Englisch. Mit einem freundlichen Vinaka, das Danke bedeutet, stiegen wir nach einer rasanten Fahrt aus und hinein ins nächste Taxi. Nach einer Stunde waren wir am Strand. Der Taxifahrer fragte uns noch, ob er nicht warten sollte, um uns später wieder nach Hause zu bringen. Wir verneinten, was sich später als keine gute Idee herausstellte. Das ist der schönste Strand der Hauptinsel? Riesige Wellen, Algen soweit man blicken konnte, angespülter Müll und so gar nicht ideal zum Schwimmen. In der prallen Sonne wanderten wir die Küste ab, um doch noch einen schönen Abschnitt zu finden. Neben einer Palme und nach kurzen Aufräumarbeiten hatten wir unser ruhiges Plätzchen nur für uns alleine. Die Sonne kam raus und das Meer glitzerte in einem schönen Hellblau, so gefiel uns das schon besser.

Beinahe Raubüberfall und die Realität

Nach zehn Minuten wurde aber unsere Ruhe unterbrochen. Mit einem tiefen Bula stampfte ein in Camouflage gekleideter Einheimischer in unserem Alter zu uns. Mit dabei ein Junge mit zerfetzter Kleidung. Beide deutlich dreckig und ungepflegt.  Ohne Aufforderung saß sich der Mann neben uns und blickte erst auf unsere Sachen, dann uns in die Augen. Sein Blick war so intensiv und beängstigend, dass er mir Gänsehaut machte. Ich sah Flo an und dann war klar, wir beide dachten uns dasselbe: Wir sind kurz vor einem Raubüberfall! So schnell es geht, weg von hier! Er pfiff zu zwei anderen Typen und deutete mit den Fingern zwei an. Jetzt wussten wir, was gespielt wird. Wenn wir hier nicht gleich wegkommen, wird es gefährlich! Während der Mann Flo komische Fragen stellte, um ihn abzulenken, wie: What is your favourite color?  Und ihn dabei keine Minute aus dem Auge ließ, packte ich unsere Siebensachen! Irgendwie schafften wir es beide mit ein paar Ausreden von dort wegzukommen. Wir verließen den einsamen Strandabschnitt und begaben uns in sicheres Terrain neben einem Luxusresort.  Später dachte ich an Moli der uns erzählte, hier besser nicht jedem zu vertrauen und weiter wegzugehen. Das Inselparadies hat auch seine dunkle Seite. Armut und mittlerweile auch Drogen spielen hier eine große Rolle. Wir waren zu naiv hier angekommen und sahen nur die schönen Resortbilder und Berichte, aber eben nicht die Realität!

Retter in der Not und fast ein Hundebiss

Es war jetzt eine willkommene Abwechslung, neben dem Luxushotel zu liegen und unseren Wir-sind-fast-ausgeraubt-worden-Schock zu überstehen. Die Verkäufer hielten uns für Luxustouristen und versuchten uns für 15 Dollar eine Kokosnuss zu verkaufen, gut dass wir von Moli diese gratis bekamen. Und so schlürften wir mit einem Grinsen diese vor uns her, während die in perfektem Leinenoutfit und Beachlook gekleideten Touristen die teuren Nüsse ohne zu zögern kauften. Verrückt!  Irgendwann reichte es uns auch. Wir erinnerten uns an das Angebot des Taxifahrers am Morgen, der eigentlich auf uns warten wollte. Jetzt war er weg und auch kein anderes Taxi weit und breit zu sehen. Nur ein unverschämter Mann bot uns an, uns für fast 100 Dollar nach Hause zu fahren. Danke, nein! Und da kam unser Engel namens Gavin ins Spiel. Der wie Aquaman aussehende Mann kam mit dem Jeep zum Surfen an diesen Strand, sah uns zwei verlorene Seelen und bot uns eine gratis Fahrt nach Hause an. Unsere Rettung! Der sehr sehr extrovertierte und europaverliebte Neuseeländer zeigte uns bei der Heimfahrt sein Zuhause, gab uns eine Geschmacksprobe vom besten Sound aus seiner extrem teuren Musikbox, weil er selbst als Musiker gearbeitet hatte und wir plauderten über tiefgründige Dinge: in erster Linie ging es jedoch über die Tatsache, dass er eine europäische Freundin will und mich deshalb fragte, ob ich ihn nicht mit einer österreichischen Krankenschwester verkuppeln könnte. Mittlerweile war es dunkel als wir in unserem Zuhause angekommen waren. Da waren ja noch die Hunde! Oh nein, vor allem einer war so gar nicht nett und Moli gab uns den Tipp: Do not touch the dog ! Es war mittlerweile stockfinster, die Hunde aus ihrem eingezäunten Gehege und wie man sich denken kann, alles andere als begeistert als wir kamen. Beide knurrten uns an, fletschten mit den Zähnen.  Den einzigen Ausweg, den ich sah, als mich beide umzingelten, war auf den Tisch zu springen, nach Moli zu schreien und zu hoffen, keinen Biss abzubekommen. Plötzlich war Moli da und entschärfte die Situation, uns reichte es heute aber wirklich! Mit so einem Start in Fidschi hatten wir nicht gerechnet! Die Weiterreise zur nächsten Insel erwarteten wir sehnsüchtig! Taveuni, die Garteninsel von Fidschi, war unser nächstes Ziel; hier sahen wir auch die schönen Seiten dieses Landes!

Hier gibts die Bilder zur Geschichte

Interessante Fakten

  • Fidschi liegt im Südpazifik und besteht aus 333 Inseln. Wobei nur ca. 100 Inseln bewohnt sind. Die Hauptinsel ist Viti Levu mit der Hauptstadt Suva.
  • Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Fidschianern (60 %) und Indern (40%) und umfasst ca. 890.000 Einwohner. Da viele junge Fidschianer auf der Suche nach besser bezahlter Arbeit nach Australien und Neuseeland auswandern, sinkt die Bevölkerungszahl sogar. Die Anzahl der Touristen steigt jedoch.
  • Leider gibt es auf Fidschi eine hohe Anzahl an Teenagerschwangerschaften, viele Einwohner besuchen auch nur für wenige Jahre die Grundschule.
  • Die Währung in Fidschi ist der Fidschi-Dollar. Ein Fidschi- Dollar sind ca. 0,40 Euro (Stand Juni 2024).
  • Speisen in Fidschi sind vielfältig und haben indische Einflüsse. Neben Curry, gefülltem Roti (Fladenbrot), Fischgerichten oder Gerichten mit Kokosmilch ist Lovo, eine spezielle Kochmethode in Fidschi, bei der Fisch, Fleisch oder Gemüse eingegraben und mittels heißen Steinen ca. 2 Stunden gegart werden.
  • In Fidschi wurde laut Berichten unserer Gastgeber bis vor etwa 70 Jahren noch Kannibalismus praktiziert. Verfeindete Dörfer kämpften miteinander, die Verlierer landeten dann im Kochtopf.
  • Männer und Frauen tragen in Fidschi traditionellerweise einen Rock namens Sulu, welcher auch im beruflichen Umfeld sogar mit Sakkos kombiniert wird.
  • Die Bevölkerung ist grundsätzlich eher konservativ eingestellt. So werden etwa öffentliches Küssen oder freizügige Kleidung kritisch gesehen und der sonntägliche Besuch der heiligen Messe ist ein Fixpunkt der christlichen Mehrheit.

     

    Die Hauptinsel von Fidschi ist Viti Levu. Alle internationalen Flüge gehen über diese Insel. werden. Viti Levu ist als kurzer Zwischenstopp ideal. Eine zentrale Unterkunft in Nadi ist zu empfehlen, da sonst oft teure Taxis genommen werden müssen, um in das Zentrum zu kommen. Es kann jedoch auch per Anhalter gefahren werden.

    Von Viti Levu aus kann eine Weiterreise (auch spontan ohne Probleme) zu anderen Fidschiinseln geplant werden.

    Die Insel Taveuni ist in eineinhalb Stunden per Flugzeug zu erreichen (Ankunft/Abflug in Matei). Vanua Levu wird über Savusavu angeflogen. Zwischen Taveuni und Vanua Levu fahren außerdem Fähren. Die Yasawainseln sind jedoch nur per Fähre zu erreichen.

     

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