Zwischen einem aktiven Vulkan und fremden Haaren

Nach unserem einzigartigen Rollererlebnis hieß es wieder zurück nach Labuan Bajo. Aber wie nur? Wir erfuhren nämlich zufällig, dass ein Vulkan in der Nähe von Maumere so aktiv ist, dass der Flugverkehr eingestellt wurde. Wir organisierten uns einen Fahrer zum nächsten Flughafen, zum vier Stunden entfernten Ort namens Ende. Anders als auf dem Roller bekam meinem Magen diese Fahrt nicht sonderlich. Die vielen Kurven waren auf dem Roller gar kein Problem, im Auto sah das schon ganz anders aus. Nicht weit weg, mich zu übergeben, schafften wir es aber bis nach Ende zu kommen. In einem Kapselhotel fanden wir für eine Nacht einen Schlafplatz. Diese Minikammern waren nichts für klaustrophobische Menschen, aber immerhin sehr günstig. Ende selbst bot nicht recht viel. Eine chaotische Stadt, liebe Menschen und ein paar Suppennudeln später hieß es also mit dem Flieger zurück nach Labuan Bajo. Mit beunruhigten Gemüt stieg ich in die sehr in die Jahre gekommene Propellermaschine ein. Rostige Eingangstüren, die Innenverkleidung fiel auseinander und die Sitze waren auch nicht mehr ganz. Immerhin hielt der Gurt. Neben mir ein Mann, der sich im Flieger rasierte? Mittlerweile wunderte mich nichts mehr, aber dass ein Mann neben mir seine Bartstoppel auf meinen Sitz schleuderte, hatte ich so auch noch nicht. Gott sei Dank dauerte der Flug nur eine Stunde!

Krank die Zehnte, krabbelige Freunde und unvergessliche Taucherlebnisse

Angekommen in Labuan Bajo holten wir uns unser lang ersehntes Gepäck wieder ab. Der minimalistische Lebensstil der letzten Wochen tat gut, jedoch fehlte mir saubere Wäsche. Leider platzierte die Rollervermietung unser Gepäck genau über den Abwasserabfluss, sodass ich beim Einladen meines Gepäcks in das Taxi die neuen Freunde, die lieben Kakerlaken, in meinem Rucksack entdeckte. Igitt! Somit wurde die Ankunft im Homestay für die nächsten Stunden, mit einem Schädlingsbekämpfer bewaffnet, zu einer chaotischen Such- und Waschaktion. Klingt eklig, war es auch! Nachdem dies erledigt war, hieß es endlich entspannen nach dem Flug und der Käferaktion reichte es erst einmal für heute! Zum Glück waren die Besitzer extrem lieb und noch viel lieber ihre Hunde, die wie lebendige Teddybären aussahen und 24 Stunden kuscheln wollten. Mit der etwas abgelegenen Unterkunft dachten wir, wir hätten die Tage unsere Ruhe, aber falsch, denn die Indonesier lieben Musik, und zwar den ganzen Tag in voller Lautstärke. Auch die krähenden Hähne ab 23 Uhr bis in den Morgen lösten ein Kopfschütteln und so mach verzweifelte Blicke aus. Die nächsten Tage sollte unser Schlafmangel extrem werden, was sich mit tiefen Augenringen bemerkbar machte.

Tagsüber flüchteten wir mit dem gemieteten Roller in die Stadt, hier war es auch laut, aber es gab wenigstens schöne Cafés. Wir genossen Sauerteigbrot, Smoothies und Co. und planten unsere Tauchgänge für die nächsten Tage. Leider besuchten wir auch ein Restaurant, das uns schlechten Tofu servierte und das Ergebnis war wieder einmal eine Lebensmittelvergiftung, die uns beide besonders hart traf. Die Details erspare ich euch lieber. Pad Thai Nudeln stehen jetzt nicht mehr auf der obersten Reihe der Lieblingsgerichte. Einen Vorteil hatte es jedoch, dass wir krank wurden. Dadurch, dass wir spontan unsere Tauchgänge umbuchten, bekamen wir einen Tauchlehrer ganz für uns alleine und die drei Tauchgänge waren schöner und spektakulärer, als wir vermutet hatten. Wir sahen unter Wasser Riffhaie, Schildkröten, Stachelrochen, Adlerrochen, Moränen, riesige Giant Trevally und Humphead Wrasse-Fische, Fischschwärme und wunderschöne Korallen und das absolute Highlight war der Tauchgang am Manta Point. Wie schon der Name verrät, finden hier die Mantarochen ihre Putzstation. Wir waren bedauerlicherweise nicht zur Hauptsaison da, weshalb die Wahrscheinlichkeit diese zu sehen nicht 100 % ist. Ich ging also unter Wasser und drückte während des Tauchgangs ganz fest die Daumen. Und mit Erfolg! Die Strömung wurde plötzlich immer stärker und unser Tauchlehrer erklärte uns bereits, dass genau solche Bedingungen die Manta Rochen lieben und gerne gegen die Strömung schwimmen. Also hieß es, mit voller Kraft unter Wasser sich noch vorne zu kämpfen. Und da war er, ein ca. fünf Meter großer Mantarochen direkt vor uns. Der Sauerstoff nahm rapide ab, da wir mit dem Tier mitschwimmen mussten. Der Rochen glitt fast schwerelos im Wasser, während wir mit großem Aufwand ihm folgten. Aber es lohnte sich, der Mantarochen fand bei einer Koralle seinen perfekten Beautysalon. Kleine Fische stürzten sich auf die Unterseite des Tieres und putzen hastig seinen Bauch. Mit dem Guide zusammen sahen wir ihm dabei zu. Ganz entspannt schwamm er über uns hinweg und riss sein riesiges Maul auf, um Plankton zu essen, während sich die Fische um sein Äußeres kümmerten. Ich rückte näher zu Flo und wir beide hielten unsere Hände ganz fest, sahen uns an und wussten, dass wir diesen Moment mit so einem schönen Tier fast alleine so schnell nicht mehr vergessen werden.

Erholsame Tage in Jakarta

Wir bereits erzählt hatten wir in Flores zwei sehr interessante Menschen aus Jakarta kennengelernt.  Für uns stand sowieso fest , dass wir die „noch“ Hauptstadt von Indonesien sehen wollten, somit ein Grund mehr! Obwohl unsere Entscheidung nach Jakarta zu reisen sehr spontan gekommen war, konnten wir im Gästehaus der lieben Familie übernachten und Farids Truppe also Frau, Bruder, Großeltern und die Kinder besser kennenlernen. Alle nahmen sich Zeit um uns zu sehen, was uns besonders freute.

In Jarkarta war also kein exzessives Sightseeing auf den Programm. Lediglich einen Tag in der quirligen Stadt, bei der die Schere zwischen Arm und Reich mehr als deutlich zu sehen ist, gönnten wir uns. Wir saßen in einem Café mit dänischem Einfluss und genossen Minipancakes mit Eis und waren froh eben kein Programm zu haben. Nur dem Nationalmuseum statteten wir einen Besuch ab, das jedoch leider eher spärliche Informationen bot. Die restliche Zeit verbrachten wir mit dem Teilen von Geschichten bei gutem Essen. Wir bekamen indonesische aber auch thailändische Spezialitäten auf den Tisch. Immer wieder kamen kleine Teller voller wunderschön angerichteten Speisen bis jeder satt war, hungern musste also keiner.  Auch am Morgen wurden wir mit original indonesischen Frühstück von der Familie verwöhnt. Das heißt Reis, Nudeln, Hühnchen, Ernusssoße mit Gemüse und Tofu. Mit vollem Magen, zu jeder Tageszeit, hörten wir gespannt den Geschichten von Phosie und Farid zu und tauschten Erlebnisse rund um die Welt aus, denn sie selbst waren schon viel unterwegs. Wir lernten zudem kulturelle Unterschiede und vor allem Gemeinsamkeit zwischen unseren und ihrem Glauben kennen, was besonders spannend war.

Somit können wir viel von der kurzen aber auch extrem schönen Zeit in Jakarta mitnehmen. Eines jedoch besonders: Nämlich die extrem überwältigende Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Familie. Nachdem wir deutsche Süßigkeiten wie Schogetten, Ferrero Roche, Lindpralinen und Tulpen als Abschiedsgeschenk dagelassen hatten, war es an der Zeit sich zu verabschieden. Wir sind sehr dankbar diese Bekanntschaften gemacht zu haben und freuen uns auf ein Wiedersehen in Deutschland, denn eines ist für uns in den letzten Monaten noch deutlicher geworden, nicht die Orte selbst werden wir vermissen und uns lange in positiver Erinnerung bleiben, sondern die Begegnungen die wir die letzten Monate und auch hier in Jarkarta machen durften.

Hier gibts die Bilder zur Geschichte

Interessante Fakten

      • Jarkarta war die Hauptstadt von Indonesien mit einer Einwohnerzahl von ca. 11 Millionen (Stand 2024). Da mehr als vierzig Prozent des Stadtgebiets unter dem Meeresspiegel liegen und die Stadt allmählich absinkt, wurde eine neue Hauptstadt namens Nusantara auf Borneo errichtet. Diese gilt seit August 2024 als die Hauptstadt Indonesiens. Hier haben die Regierung und das Parlament bereits ihren neuen Sitz.

       

      Tauchgänge im Komodo Nationalpark können sehr spontan gebucht werden. Mehrtägige Tauchsafaris sollten länger im voraus geplant werden.

      Jarkarta hat ein enormes Verkehrsaufkommen bei der An- und Abreise immer mehr Zeit einplanen! Der Flughafen liegt ca. eine Stunde vom Zentrum entfernt.

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