Ein Zuhause mit Skyline
Von Indonesien ging es weiter nach Malaysia. Unser erster Stopp, die Metropole Kuala Lumpur. Angekommen sahen wir schon die berühmten Petronas Twin Towers, die nachts in einem wunderschönen silbernen Weiß erstrahlten. Auch der noch sehr neue Wolkenkratzer Merdeka sieht mit der spiegelnden Glasfläche ganz besonders schön aus. Im Kontrast dazu die sehr heruntergekommenen Gebäude und einfachen Wohnhochhäuser. In einem der riesigen Wolkenkratzer wohnten wir. Leider verbrachten wir nach unserer langen Anreise den ersten Abend in einer Raucherwohnung. Um zwei Uhr morgens in einem Raum zu schlafen, bei dem man wortwörtlich die Luft schneiden kann, ist nicht besonders angenehm. Nach einer kurzen Beschwerde war aber auch dieses Problem schnell gelöst und wir hatten ein kleines zu Hause in Kuala Lumpur. Eine eigene Waschmaschine, mehrere Räume für uns, so lässt es sich leben! Uns gefielen außerdem der dortige Pool und das Fitnessstudio.
Natürlich sahen wir uns am nächsten Tag die berühmte Tempelanlage namens Batu Cave an. Dieser etwas außerhalb gelegene hinduistische Tempel liegt zwar unschön zwischen Bahngleisen und einer Schnellstraße, jedoch ist er selbst wirklich toll anzusehen. Kunterbunte Treppenstufen und der riesige goldene Buddha zeigten den Weg nach oben zum Haupttempel. Dieser ist ganz mystisch in einer Tropfsteinhöhle gelegen. Während sich unten die Touristenschlangen tummelten, um mit den angefütterten Tauben das beste Foto vor dieser Kulisse zu schießen, standen wir eine Weile neben den überwiegend aus Indien stammenden Menschen und den frechen Makaken. Nachdem wir uns eine Weile diese Höhle angesehen hatten, meine Sandalen und Füße komplett durchnässt waren von den riesigen herunterfallenden Wassertropfen, ging es wieder in die Stadt. Hier sahen wir uns die berühmte Petaling Straße an, die meiner Meinung nach nicht wirklich als Sehenswürdigkeit betitelt werden kann. Etliche Souvenirläden, die eher unschönen Krimskrams verkaufen oder gefälschte Ware anbieten. Für uns kein wirkliches Highlight. Auch das Wetter spielte an diesem Tag nicht ganz so mit. Extreme Hitze, heftiger Regen und Gewitter am Abend. Nur gut, dass wir eine gemütliche Wohnung hatten und bei dem schlechten Wetter die Zeit auf der Couch mit einem Film genießen konnten.
Dschungelabenteuer und unschöner Touristenhotspot
Mit dem Bus ging es in etlichen Kurven zu den Cameron Highlands. Berühmt ist diese Gegend für ihre Landwirtschaft, die sich besonders auf Tee- und Obstanbau spezialisiert hatte. Zum Glück lasen wir schon einiges bevor wir hierherkamen, denn die Cameron Highlands sind vor allem eines, überlaufen. Überall riesige Hotelanlagen, ein Gewächshaus reiht sich ans Nächste und an jeder Ecke wird den Touristen etwas verkauft. Den Einheimischen schien diese Art von Tourismus zu gefallen, uns nicht ganz so. Ganze Trauben von Autos, die besonders an Feiertagen in diese Gegend pilgerten, versperrten die Straßen. Nur gut, dass wir eine Unterkunft etwas außerhalb hatten. Unser Bett war bequem, der vorbei fließende Bach ließ uns mit seinem leichten Plätschern gut einschlafen und einfache Restaurants, also Hütten mit Tischen und Sesseln aus Plastik und sehr simplen Essen fanden wir gleich nebenan. Wir verbrannten uns unseren Mund mit extrem scharfem indischen Curry und aßen den typischen malaysischen Hotpot, der bei uns auch als Fondue bekannt ist, nur in eine etwas größeren, wie ein Dampfkessel aussehenden Form. Außerdem war ein „Supermarkt“ direkt neben uns. Neben unserem typischen Reisefrühstück, das aus verpackten Milchbrötchen mit seltsamer Füllung bestand, fand ich auch für umgerechnet acht Euro neue „Wanderschuhe“ und Bustickets für die Weiterreise. Ein einfacher Papierzettel und das Wort des Kassierers musste genug des Vertrauens sein. Was erst einmal recht schwindelig klang, ist hier völlig normal und funktionierte überraschenderweise problemlos.
Den ersten Tag verbrachten wir bei den Teeplantagen und tranken was auch sonst Cameron Tee, was nicht ganz selbstverständlich war, denn lustigerweise bekamen wir von unserem Hotel Lipton Tee serviert, anstatt den um die Ecke wachsenden. Mir gefielen besonders die grün leuchtenden Teefelder und der Wald rundherum. Die Landschaft wurde jedoch durch künstlich angelegte, meist aus Plastik bestehenden Skulpturen und Bauten, meiner Meinung nach, verunstaltet. Und während wir einfach zu Fuß die Gegend erkundeten, saßen Einheimische auf den Quads oder Jeeps und ließen sich durch die Plantagen nach oben transportieren. Auch das dortige Café, das ein Art „MC Donalds der Cameron Highlands“ war, mit sehr unmotivierten Personal lud nicht gerade zum längeren Verweilen ein.
Bear Grylls Feeling und müde Füße
Um ein wenig Freiheit zu haben, organisierten wir uns einen Roller. Es muss doch auch in den Cameron Highlands ein kleines Abenteuer möglich sein? Und siehe da, wir bekamen es! Eine Dschungelwanderung, das klingt doch gut! Wir sahen uns an, welche Wanderungen es gab und wir nahmen einfach eine bei der eigentlich ein Guide notwendig wäre und die Schwierigkeitsstufe höher war. Nach einer halben Stunde Rollerfahrt, ein paar Umwegen und dem Kaufen meiner bereits oben erwähnten super guten „Wanderschuhe“ fanden wir uns vor einem mit Sperrmüll bedeckten Waldrand. Kaum zu erkennen war der Startpunkt durch den verwucherten Weg und den herumliegenden Müll. Lediglich ein kleines Schild wies auf den Trail Nr. 1 hin. Also los geht’s! Wir gingen immer weiter in den Wald hinein und waren beeindruckt wie schnell es dunkel und ruhig wurde. Nur das Vogelgezwitscher, Affen und den Wind hörte man jetzt. Besonders schön waren auch die moosigen Bäume und fleischfressenden Pflanzen, die nur bei genauerem betrachten gesehen werden konnten. Nicht besonders schön war der immer mehr matschig werdende Weg, bei dem jeder Schritt gut überlegt sein musste. Wir verloren dadurch das ein oder andere Mal das Gleichgewicht und meine Schuhe blieben im tieferen Schlamm auch öfters stecken, so dass nach gut einer Stunde meine Socken komplett durchnässt und meine Füße voller Schlamm waren. Aber was soll’s, irgendwie machte es Spaß. Nachdem wir in knapp drei Stunden den Gipfel Brinchang Barat erreichten, ging es steil bergab. Über angebrachte Seile und Leitern hangelten oder besser gesagt rutschten wir nach unten. Jetzt waren wir wirklich von oben bis unten mit Schlamm bedeckt. Glücklich kamen wir gefühlt wie nach einer kurzen Bear Grylls Überlebenschallenge am Ende des Trails an und waren stolz, diesen alleine gemeistert zu haben.
Als wir uns gerade auf den Weg nach unten machen wollten, kam die Ernüchterung. Ein Ranger Mitarbeiter teilte uns mit wir dürfen hier nicht weiter wandern, da es sich um ein Militärgebiet handeln würde, Ups! Das erklärte die ein oder anderen Schüsse als wir hochwanderten, dachte ich mir im Nachhinein. Das bedeutete für uns, dass wir einen riesigen Umweg auf der geteerten Straße zurücklegen mussten um zurück zum Ausgangspunkt zu kommen, na toll! Völlig verschwitz und dreckig von oben bis unten ging es also die Straße entlang. Nach einer Stunde nahm uns aber glücklicherweise ein indischer Mann mit einem „Gandalf ähnlichen Bart“ mit. Als wir im Van saßen bemerkten wir erst, dass wir nun in einer geführten Rundtour geladen sind und neben uns perfekt gestylte „Vorzeigetouristen“ saßen, die nach Parfüm rochen. Während der Fahrer erklärte, dass es nun zu den Erdbeerfeldern ging, musste ich kichernd feststellen, dass der Kontrast zu unseren verschwitzen, stinkenden und voller schlamm bedeckten Klamotten extrem war. Wir begleiteten die Gruppe bis zum nächsten Stopp, verabschiedeten uns mit einem mit Trinkgeld gefüllten Handschlag und machten uns noch eine Stunde neben der gut befahrenen Teerstraße zu Fuß auf den Weg zurück zum Startpunkt, wo unser Roller wartete. Die Wanderung auf der Straße war nicht gerade ein Highlight, auch wenn Einheimische uns motivierend zu jubelten. Wir waren müde, fühlten uns mittlerweile unwohl, weil wir so dreckig waren und hatten Hunger. Doch schlussendlich schafften wir es dem Tag mit schweren Beinen, einem leckeren Essen im Bauch und sauberen Füßen abzuschließen, wenn auch fix und fertig! Was für ein Tag!
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Kuala Lumpur ist die Hauptstadt von Malaysia mit einer Einwohnerzahl von ca. 8,8 Millionen (Stand August 2024). Die Bevölkerung besteht aus chinesischen, malaysischen und indischen Menschen. Dies spiegelt sich auch in der Essenskultur wieder.
- Die Hauptreligionen sind der Islam und der Buddhismus.
- Die Währung in Malaysia ist der malaysische Ringgit (1 Ringgit entspricht 0,21 Euro, Stand August 2024).
- Die Amtssprache ist Bahasa Malaysia (Ebenso in Singapur und Brunei) und ist linguistisch dem Bahasa Indonesien sehr ähnlich. Diese Sprache gehört zu den am meist gesprochenen Sprachen dieser Welt.
Von Kuala Lumpur aus fahren täglich Busse in die Cameron Highlands (ca. 4-5 Stunden Fahrt). Die Bushaltestelle ist eine halbe Stunde außerhalb des Stadtzentrums. Der Flughafen liegt eine Stunde vom Stadtzentrum entfernt.
Die Cameron Highlands sind sehr touristisch. Um die Menschenmassen zu umgehen eigenen sich die dortigen Wanderwege bzw. ein Mietroller! Wir persönlich würden keine geführte Tour empfehlen.