In Jaisalmer angekommen, fanden wir unseren „Frieden“ mit Indien. Das sonst so aufgeweckte Indien war hier ruhiger und entspannter. Die goldene Stadt nahe Pakistan war wirklich auf eine indische Art und Weise schön. Kleine Gässchen, Läden mit Büchern und Restaurants mit tollen Aussichten. Angekommen in unserem Hostel entspannten wir uns erst einmal und bummelten durch die Stadt, hinauf zur Festung in Jaisalmer. Natürlich ist man nicht lange alleine man wird nach Fotos gefragt, die Phrase “ Which country?“ hört man zum dreißigsten Mal. Händler versuchen eine Schuhreinigung, Schmuck oder Kleidung an den Mann zu bringen. Zugegeben, meine Schuhe hätten eine Reinigung definitiv nötig gehabt, denn hier liegt überall Kuhmist, dem man nicht immer ausweichen kann. Flo fand an diesem Tag seinen Seelenverwandten und konnte mit einem Buchverkäufer über Hermann Hesse diskutieren. Einen Mango Lassi und Chai mehr ging es dann wieder zurück in die Unterkunft. Vorbei an Kindern, die eifrig Cricket spielten, durfte auch Flo mitspielen. Ich unterhielt mich währenddessen mit Mädchen auf der Straße und wir diskutierten, wer denn die schönsten Haare habe und welche Speisen ich probieren müsse.

Nächsten Tag stand eine geplante Wüstentour auf den Programm, es ging in die Tharwüste. Ein toller Guide mit Humor begleitet uns, der Satz „Sometimes we love cow more than Mama“ machte ihn gleich sympathisch. Nach zwei Stunden und einigen Schlaglöchern später, vorbei an kleinen Dörfern und alten Ruinen, ging es auf unsere Kamele. Eine sogenannte Camelmassage gabs für uns. Und eines vorweg, wer sich dafür entscheidet sollte wissen, es tut weh. Deshalb entschieden sich einige neben den Tieren herzuwandern. Angekommen nach einer Stunde in unserem Camp, gab es einen Chai am offenen Feuer. Dazu einen wahnsinnig schönen Sonnenuntergang. Schnell wurde es kalt und eingepackt mit Pullover und dicken Socken saßen wir uns ans Feuer. Unsere Guides kochten für uns. Nach längerer gemeinsamer Suche nach dem verlorenen Messer musste einer unserer Guides ins nächste Dorf für ein Messer. Erledigt und schnell brodelte eine köstliche Suppe über dem offenen Feuer. Es wurde außerdem ein Eintopf gemacht und Naan-Brot. Beeindruckend, was alles mit so wenig gezaubert werden kann. Unser Abendessen gabs dann zusammen mit einem Sternenhimmel der Extraklasse. Mit vollem Bauch saßen wir dann mit dem indischen Bier Kingfisher in der Hand um das Feuer und tauschten Geschichten aus.

Zufrieden und glücklich gings dann in unser Bett. Es wurden Matratzen mitten im Sand für uns bereitgelegt, mit dicken Decken und Polstern. Zehn Sternschnuppen waren mein Ziel. Diese wurde schnell erreicht, da unsere Bettruhe leider durch Gebelle von wilden Hunden unterbrochen wurde. Natürlich fühlten wir uns nicht sehr wohl, als diese um uns herumschlichen. Die meisten aus unserer Gruppe störte das irgendwann nicht mehr, ich selber blieb bis 3 Uhr morgens wach. Zu sehr hatte ich Angst, dass ein Hund mich als sein Essen ansah. Das Positive war jedoch, dass ich schnell auf dreißig Sternschuppen kam. Am Morgen wurden wir durch leichten Wind und roten Himmel  begrüßt, die wilden Hunde schliefen unter unseren Betten und es war endlich Ruhe eingekehrt. Es gab Chai ans Bett und ein Frühstück. Im Anschluss erneut einen Kamelritt zurück zu unseren Geländewagen. Diesmal ging es sehr abenteuerlich über Stock und Stein und ich machte schon einige Kreuzzeichen, dass wir heil ankommen. Endlich zurück in der Stadt ruhten wir uns von unserer besonderen Nacht aus, dieses Erlebnis bleibt sicherlich lange in unserer Erinnerung.

In Jaisalmer zurück machten wir uns auf den Weg zum Abendessen. Wir hatten bis jetzt immer Glück mit dem Essen, doch an diesem Tag nicht sehr. Billig war es, aber Haare im Essen waren inklusive. Das war nicht das erste Mal in Indien, aber der Geschmack überzeugte uns beide das erst mal auch nicht so, sodass es nochmal zu einer Art Imbissbude ging. Flo entschloss sich außerdem dazu; einen indischen Friseur auszuprobieren. Er bekam nicht nur laut dem Friseur einen Armee-Haarschnitt und Rasur, sondern auch noch eine Kopfmassage. Für mich sah es nicht direkt nach einer Massage aus. Wasser und Aftershave wurden abwechselnd ins Gesicht geklatscht und es wurde immer wieder mit den Fingern gegen den Kopf  „geschlagen“. Als ziemlich gewöhnungsbedürftig beschrieb es Flo mit brennendem Gesicht.

Das reichte dann heute auch wieder mit den indischen Eindrücken und wir freuten uns, dass wir nächsten Tag uns auf den Weg nach Pushkar zur Camel Fair machten.

Hier gibts die Bilder zur Geschichte

Interessante Fakten

 

  • Die Tharwüste besteht zum größten Teil aus steppenähnlicher Landschaft und ist je nach Lage nur ein bis zwei Stunden Autofahrt von Pakistan entfernt.

 

  • In Jaisalmer ist ein riesiger Militärstützpunkt, weshalb auch immer wieder Kampfjets über die Stadt fliegen und viele Soldaten vor Ort unterwegs sind.

 

Eine Wüstentour mit Low Budget, das heißt ohne Zelt oder Dusche, fanden wir sehr schön und wir würden es jeden als Erlebnis empfehlen. Uns fehlte an nichts und das Essen war richtig gut!

Wer eine Wüste wie in der Sahara erwartet ist in der Tharwüste falsch, die Fotos zeigen nur Ausschnitte, der größte Teil ist Steppe und auch teilweise grün.

Geschlossene Schuhe sind ein absoluter Traum in Indien, denn so manche Straße sind alles andere als sauber!

error: Content is protected !!