Angekommen in Ho Chi Minh wurden wir schnell überladen von Eindrücken. Die Stadt ist wirklich eine Metropole, was uns auf der Dachterasse unseres Hotels schnell klar wurde. Nach der langen Anreise ging es in den Hotelpool, bei Sonnenuntergang powerten wir uns mit ein paar Schwimmlängen aus. Natürlich kam schnell der Hunger und so beschlossen wir in der Culinary Street das Streetfood zu probieren. Hunderte Rollerfahrer schlängelten sich zusammen mit Fußgängern und Autos durch die Gassen. Überall duftete es nach Chili, Frittierfett und Zitronengras. Wir sind im Essenshimmel, stellten wir schnell fest. So ging es für uns zum Essensmarathon. Parmesan- Süßkartoffelpommes, Bratensandwich, Käsewaffel, Tofu mit Reis und ein Nutellapancake wurden es. Der Bauch tat weh! Zufrieden über den ersten Eindruck von Vietnam ging’s mit freudiger Erwartung auf Silvester ins Bett. 

Am nächsten Tag bekamen wir schon morgens Besuch von unseren Freunden, ab jetzt geht’s zu viert durch die Weltgeschichte  – Jipi. Nach einer innigen Begrüßung ging es erst mal lecker zum Frühstücken und im Anschluss in unser Apartment. So eine Hitze, gleich in den Pool war unser Wunsch. Nach mehrmaligen Auf und Ab im Aufzug stellten wir fest, Hey da ist gar kein Pool? Nach dem Kontakt mit der Besitzerin wurde schnell klar hier gibt’s ein Missverständnis. Also packten wir unsere sieben Sachen und fuhren ein paar Hochhäuser weiter.  Unser richtiges Apartment erreicht, ging es ans Schwimmen und Rumblödeln. Abends machten wir den Bin Than Market unsicher und probierten Frühlingsrollen mit Gemüse, Pho und dazu Bier.

Einmal die Augen zu und wieder auf stand Silvester vor der Türe. Da unsere zwei Mitreisenden Langschläfer sind beschlossen wir uns Ho Chi Minh alleine genauer anzusehen. Das Ziel war es das echte lokale Leben zu sehen. Dieser Wunsch wurde uns erfüllt. Der Besuch des Than Dinh Market um 7 Uhr morgens war ein absolutes Highlight. Hier waren nur Einheimische die ihre Morgeneinkäufe erledigten und so gingen wir durch schmale Gässchen, vorbei an Unmengen an frischem Gemüse und Obst, lebendigen Meeresbewohnern aller Art, riesigen Fleischkeulen und hunderten von Gewürzen die herrlich dufteten. Es wurde verhandelt, geplaudert und vor allem wurde wir begutachtet und angelacht als wir uns eine Karotte kauften und diese roh vor uns hinknabberten. Eine in Perfektion geschnittene und extrem saftige Ananas gab es auch. Was für ein toller Start in den Tag. Vorbei an der strahlend pinken Than Dinh Kirche gab es in einem kleine Café Egg Coffee . Dieser Café mit Ei ist sehr speziell und erinnert ein bisschen an flüssiges Tiramisu und ist sehr typisch für Vietnam. Die nächste Station war das Post Office und wir waren schockiert über die Menschenmassen hier, sodass es ziemlich schnell in die Bookstreet ging. Diese sehr charmante Straße verkauft, wie der Name schon sagt, nur Bücher geschützt unter grünen Bäumen. Hier fanden wir den ein oder anderen Bücherschatz auf Englisch. Auf der Straße trafen wir dann zwei sehr extrovertierte Rollerfahrer die uns nach Chinatown fahren wollten. Wir konnten nicht nein sagen und so fuhren wir beide jeweils  mit unserem Fahrer nebeneinander durch die Straßen von Ho Chi Minh. Inkludiert war ein gratis Entertainment- Programm, da einer der Fahrer sehr gerne Witze erzählte und uns berichtete wie es zu Kriegszeiten war. Kurzer Zwischenstopp am wunderschönen chinesischen Thien Hau Tempel, dann waren wir schon auf den Markt in Chinatown. Hier war noch deutlich mehr los und nachdem wir uns Datteln gönnten war es auch an der Zeit einen etwas ruhigeren Ort aufzusuchen. Nachdem unsere zwei Schlafmützen wach waren sind wir zu viert ins Kriegsmuseum gedüst und sahen die unglaublich eindrücklichen Bilder zu Zeiten des Vietnamkrieges an. Nach diesem Programm verabschiedeten wir uns für einen Powernap ins Hotel, zu mindestens dachten wir uns das. 

Dieser Friede hielt nicht lange an. “Flo wo ist mein Handy?”, panisch suchte ich es und stellte fest es ist weg!!!? Hilfe!!!! Nachdem wir alle Möglichkeiten durch gingen, wo es denn sein könnte, waren wir uns sicher ich muss es im Taxi liegen gelassen haben. Und das in einer Neunmillionen Stadt mit tausenden Taxis und der Tatsache, dass sich jeder über ein neues iPhone freuen würde. Panisch liefen wir ohne großen Plan nach unten und fragten wahllos Leute, ob sie mir denn helfen könnten. Die sprachliche Barriere war hier eine riesige Herausforderung. Glücklicherweise fand ich zwei Jugendliche die ein bisschen Englisch verstanden. Der Übersetzer aber auch meine panisch klingende Stimme halfen mir Aufmerksamkeit zu erlangen. So standen schnell ein anderer Taxifahrer, zwei Teenager und ein Securitymann besorgt neben mir. Als wenn es nicht schon dramatisch genug gewesen wäre, standen wir wie in einem schlechten Dramafilm im strömenden Regen unter einer kleinen Überdachung und versuchten verzweifelt unser Problem zu schildern. Mit nassen Haaren und traurigen Gesicht, aber mit einem Funken Hoffnung mein Handy doch noch zu bekommen. Extrem bemüht  konnten wir nach mehreren Telefonaten und zwei Nerven zerreißenden Stunden herausfinden wer dieser Fahrer eigentlich war. Dies glich einer Detektivarbeit denn er gab in der App eine falsche Handynummer an, sodass es an ein Wunder glich, dass wir die Richtige herausfanden. Flo und ich standen aufgeregt da und konnten nur hoffen, dass wir die Übersetzung richtig verstanden hatten. “Your phone is coming” sagte jemand zu mir und ganz verdutzt und ungläubig wartete ich auf mein Handy. Flo ging währenddessen auf die andere Seite der Hochhauses, sodass wir den Fahrer nicht verpassen konnten. Dies stellte sich später als Fehler heraus. 

Beruhigend standen ein paar Leute um mich herum und ich bekam sogar einen Sessel zum Sitzen mit aufmunternden Worten, wie ich jedoch nur vermuten konnte. Und da stand der Taxifahrer mit meinen Handy vor mir. Mit weit aufgerissenen und lachenden Augen nahm ich es dankend an und gab ihm einen hohen Finderlohn. Der bittere Beigeschmack bei der Sache war, dass der Taxifahrer so dreist war und beim Vorbeifahren an Flo auf der anderen Seite des Gebäudes nochmal ein Trinkgeld abkassierte. Jetzt zahlte sich seine Fahrt sicherlich aus.  Als ich dann noch sah, dass er mehr als 15 mal versuchte meinen Pincode einzugeben und er es bereits auf vietnamesisch umgestellt hatte, war mir klar er hatte eigentlich keine heldenhaften Absichten. Viel mehr waren diejenigen die mir geholfen hatten Helden. Es zeigte uns wie unglaublich freundlich und selbstlos die Leute hier sein können und eben dafür nichts wollen. So ein Stress kurz vor Neujahr. Aber jetzt erst mal ausruhen und mit den Anderen Vorfeiern . Mit Wein und Instantnudeln bestückt kamen die Zwei nach Hause ohne Ahnung was die letzten Stunden los war. Wir tranken auf das riesige Glück und erzählten die unglaubliche Geschichte. 

Aufgrund des geplantes Fluges am nächsten Tag packten wir unsere Sachen und dann sagte Flo auf einmal ganz blass im Gesicht “Claudi jetzt habe ich Mist gebaut!”. “Was ist los?” fragte ich ihn. “Mein Reisepass ist weg!”. Das kann doch nicht wahr sein dachte ich mir und aus dem ausgelassenen feiern wurden ein Gepäck durchwühlen.  Was ist das denn für ein Abend. Nichts gefunden! Wir riefen die vorherigen Unterkünfte an, wieder nichts. Flo fuhr sogar kurz vor Mitternacht alle Unterkünfte nochmal ab und diskutierte mit den Rezeptionen. Doch diese waren sich sicher sie haben ihn nicht, auch die Zimmer wurden gecheckt ! Fassungslos ging unser Kopfkino los, kein Pass, keine Flüge, wir müssen zur Polizei und zum Konsulat und wahrscheinlich müssen wir unsere Weltreise abbrechen. Ein Notpass kann zwar beantragt werden, ist jedoch nicht in allen Ländern gültig und zur Beantragung des Neuen kann auch eine Reise nach Österreich notwendig sein. Völlig fertig und abgehetzt war uns jetzt klar dieser Abend wird nicht entspannt und spaßig. Auch die vier Weinflaschen machten es nicht besser und so ging es für uns nach einem kurzen Feuerwerk und Happy New Year Wünschen angespannt ins neue Jahr.  Anstatt mit den hunderten Leute auf der Straßen zu feiern hieß es auf in das Polizeirevier. Hier erklärte man uns, dass sie nichts tun können und verwiesen uns auf ein anderes Revier. Unsere Freunde schickten wir mittlerweile zum Partymachen in die Stadt. Wir versuchten ein Taxi zu bekommen und fanden so nach einer Stunde betteln einen Fahrer der uns zu dritt auf dem Roller mitnahm. Dieser Roller war leider so klein , dass ich meine Beine wie auf einen Gebärstuhl Richtung Fahrer strecken musste, mit einem Helm der so groß war, dass er als Sichtschutz diente. Die nächste Polizeistation half uns noch weniger, hier war nicht nur die sprachliche Barriere ein Problem, sondern die schlafenden Beamten. Diese hatten sichtlich keine Lust mitten in der Nacht zu Arbeiten. Es war bereits zwei Uhr morgens und keiner konnte uns helfen. Ernüchternd waren wir wieder in der Unterkunft angekommen und siehe da unsere Freunde warteten zu Hause auf uns. Diese unterstützten uns mental und wir telefonierten die Konsulate ab. 

Der Plan war jetzt vor erst mal in Ho Chi Minh zu bleiben, um einen Notpass zu beantragen. Mit den Nerven am Ende ging es fix und fertig ins Bett. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von unseren Freunden und waren traurig, dass diese jetzt ohne uns weiterzogen. Wir gingen in ein Restaurant, wo wir uns ein Essen das mehr als genial war gönnten und nahmen uns im Anschluss ein Taxi zur Polizeiwache um erneut zu probieren ein Verlustformular zu bekommen. Als wir zwei Minuten im Taxi waren bekam ich eine Nachricht. Ich las “ Wir haben ihren Pass gefunden.” Ich dachte ich lese nicht  richtig und so ging es flott Richtung alte Unterkunft. Es stellte sich heraus, dass dieser im Safe gefunden wurde. Genau an diesem Ort wo uns versichert worden ist er wäre hier nicht. Völlig fertig und mit Tränen in den Augen vor Freude eilten wir dort hin und hielten 10 Minuten später alle wichtigen Dokumente wieder in der Hand . Sie haben wahrscheinlich nie richtig nach gesehen war unsere Vermutung, aber uns war das völlig egal endlich HAPPY NEW YEAR. Wir sprangen uns mitten auf der Straße an und umarmten uns bis keiner mehr Luft bekam. Dies musste gleich gefeiert werden, den Flug den die Anderen zwei nahmen bekamen wir sowie so nicht mehr also Cocktail und Bierzeit. Das hatten wir uns verdient. Abends ging es so auf die Bui Vien Street. Ein Pho in Perfektion und schon standen wir in der Partymeile von Ho chi Minh. Tänzerinnen die mit schrägen und nicht jugendfreien Outfits umher tanzten und Musik die aus hunderten Bars dröhnte brachte uns zum Staunen. Wir gönnten uns ein paar Bier mehr an diesem Abend und eine Shisha wie zu alten Teeniezeiten. Zu vietnamesischer Technomusik tanzten und feierten wir unser ganz besonderes Silvester!

Heute geht es nach Hoi An und wir hoffen , ab jetzt über keine Verluste mehr berichten zu müssen. Gefeiert wird heute zu viert!

Hier gibts die Bilder zur Geschichte

Interessante Fakten

    • Ho Chi Minh ist mit neun Millionen Einwohnern die größte Stadt in Vietnam .

     

    • Diese Stadt wurde nach dem Politiker/Staatsgründer benannt und ist auch noch unter ihrem alten Namen Saigon bekannt.

     

    • Hallo heißt hier „Xin chao “ und Danke „cam on „.

     

    • Die Nationalgerichte in Vietnam sind Pho bzw. Bun Bo Hue (Nudelsuppe), Banh mi (Sandwiches), Bahn Xeo (Pfannkuchen) , Caolau (Nudelgericht mit Fleisch).

     

    • In Vietnam gibt es viele Schneidereien, hier kann man sich für wenig Geld eine Anzug oder ein Kleid maßgeschneidert anpassen lassen.

     

    • Der Kleidungsstil ist in Vietnam sehr vielfältig und im Gegensatz zu anderen asiatischen Länder, nicht konservativ.

     

     

    Bei einem Reisepassverlust muss sofort dies bei der Polizei gemeldet werden. Diese sollten im Anschluss ein Formular zur Bestätigung des Passverlustes ausstellen. Mit diesem muss im Anschluss zu dem jeweiligen Konsulat gegangen werden.

    Ein Notpass kann für ein Jahr beantragt werden jedoch kann es passieren, dass nicht alle Länder diesen akzeptieren.

     

     

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