Notwendige Vorbereitungen
Nach drei kurzen Flügen war es endlich so weit. Meer, Tiere und nochmal Meer! Die Galapagosinseln sind für viele ein Traum und für uns ist dieser Traum nun wahr geworden. Wie Bankräuber besuchten wir die Tage vor der Anreise gefühlt alle Bankautomaten in Lima, um an genügend Bargeld zu kommen, denn auf den Inseln ist ohne Moos nicht viel los. Nicht billig, dafür umso spannender und schöner sollten die Inseln mitten im Pazifik sein, davon hörten wir zumindest.
Ankunft in San Cristobal
Der Anflug auf einer kleinen Landebahn, ich nenne es mal, im rustikalen Stil, machte uns klar, hier wird es ruhiger zugehen als die Wochen zuvor. Lächelnd stiegen wir aus der Maschine aus. Tropisch warm fühlte sich das Wetter an, die Sonne strahlte und nach einer ausgiebigen Gepäckkontrolle, wurden wir zu unserer Wohnung für die nächsten Tage gebracht. Sehr spartanisch war diese, aber wir konnten selber kochen, was zum finanziellen Überleben hier mehr als notwendig ist. So hieß es, jeden Tag kulinarische Highlights zu genießen. Meistens Pasta, Pasta und nochmals Pasta.
Unsere Mitbewohner, die Seelöwen
An unserem ersten Tag spazierten wir einfach vor die Haustüre, hier lagen die Galapagos-Seelöwen aneinander gereiht. Auch Pelikane und andere Vögel genossen das Fischangebot am Hafen und stürzten sich immer wieder in das Wasser. Die Seelöwen lagen in San Cristobal gefühlt überall auf der Insel verteilt. Auf Booten, Bänken, Straßen, im Gebüsch, neben Straßenlaternen, auf Treppen etc., die Liste könnte ewig lange fortgesetzt werden. Wir sahen ihnen beim Säugen, Spielen, Schlafen, Kämpfen, Planschen und bei ihrer Lieblingsbeschäftigung dem Faulenzen in der Sonne zu. Zwei Meter Abstand halten hieß es immer, dies war jedoch oft nicht möglich. Wir teilten uns schließlich den Strand und das Meer mit ihnen. Am nahe gelegenen Playa Mann kamen wir den Tieren dann das erste Mal unter Wasser näher. War es am ersten Tag noch gruselig, mit ihnen im Wasser zu sein, sah das die Tage später schon ganz anders aus. Wir freuten uns immer, mit den quirligen, verspielten Seelöwen zusammen unter Wasser zu sein. Diese hatten etwas freundliches und kindliches an sich. Sie stupsten einen an, knabberten an den Flossen/Equipment oder schwammen mit einem Karacho auf uns zu, um dann in letzter Sekunde vor unserem Gesicht auszuweichen. Respekt sollte man jedoch immer vor den riesigen Männchen der Gruppen haben. Diese Kolosse mit deren lauten dunklen Gebrüll waren eindeutig nicht immer zum Spaßen aufgelegt. In Erinnerung bleibt auch die Begegnung mit einem neugeborenen Seelöwenbaby. Ich lag am Strand Loberia, während Flo im Meer schnorcheln war. Da lief ein kleines Baby auf mich zu! „Es kommt doch jetzt nicht zu mir?“, redete ich vor mir her. „Oh, es kommt zu mir!“, stellte ich fest. Mit kleinen watschelnden Bewegungen, die bergauf mühsam wirkten, macht sich der kleine Wurm auf den Weg und stand nicht mal einen halben Meter neben mir, mit einem herzzerreißenden, süßen und leicht verzweifelten Blick. Es war vermutlich auf der Suche nach der Mama und schrie bitterlich danach. Automatisch redete ich mit dem kleinen Tierchen und suchte jetzt auch verzweifelt die Mama des kleinen Babys. Nach ein paar Minuten fanden die beiden zusammen und ich war dem Babysitten gerade noch so entkommen.
Schnorcheln vom Feinsten
Aber nicht nur Seelöwen bekamen wir in unmittelbarer Nähe zu Gesicht. Die nächsten Tage waren ein einziges Tierspektakel. Am ersten Tag ging’s mit der berühmten 360 Grad Tour und Schnorchelausrüstung im Gepäck einmal um die ganze Insel. Erster Stopp war der Kicker Rock. Berüchtigt als einer der besten Tauch- und Schnorchelspots der Welt sahen wir hier innerhalb einer halben Stunde wunderschöne weiß gepunktete Adlerrochen, verspielte Seelöwen, Schildkröten, einen Riffhai, etliche Fischschwärme und die sehnsüchtig erwarteten Hammerhaie und davon gleich acht Stück. Unser Guide war ein super Freediver, sodass er für uns tolle Aufnahmen machen konnte und einfach mal flott 15 m nach unten tauchte ohne große Mühe. Wir waren beeindruckt von dem Anblick der Haie und anders als gedacht hatten wir gar keine Angst vor den Tieren , sondern waren einfach nur fasziniert. Trotz Neoprenanzug wurde es jedoch schnell kalt, denn obwohl die Außentemperatur bei 30 Grad Celsius lag, war das Wasser unter 20 Grad „warm“. Auf unserer Tour waren außerdem die Strände Bahia Sardina und Rosa Blanca auf dem Programm. Wir sahen Blaufußtölpel, verschiedenste Seevögel und 50ig Rochen gleichzeitig. Ja 50, richtig gehört. Auch Riesenschildkröten, bei denen der Kopf so groß war, wie der eines Menschen und so bei weitem die Vorstellungskraft, wie riesig so ein Tier werden kann, übertrafen, zeigten sich zudem. Auch Riffhaie, die sich in den felsigen Spalten entspannten oder von Land aus im seichten Wasser zu sehen waren, bekamen wir an diesem Tag zu Gesicht.
Neben diesen besonderen Unterwassererlebnissen war auch die Landschaft wunderschön. Schwarze Felsen zierten die Küsten, das Wasser strahlte in einem türkisen blau und die Vegetation war saftig grün. So sehr ich die Umgebung genoss, waren andere mehr mit dem Kampf gegen die Seekrankheit beschäftigt, denn die anfangs so gemütliche Bootstour wurde schnell zu einer Fahrt über drei Meter hohen Wellen.
Erste Tauchgänge
Da wir beide einen Tauchschein besitzen, war es nun wieder an der Zeit, unsere ersten Tauchgänge nach langer Zeit zu absolvieren. Ziemlich nervös schlüpften wir beide in unsere Neoprenanzüge/ Schuhe, Flossen. Tauchmasken ordentlich mit Seife auswaschen, schließen wollten wir auch unter Wasser etwas sehen. Unsere Guides erklärten uns kurz das Wichtigste nochmals, um unser, im Hinterstübchen verstecktes, Wissen wieder auf Vordermann zu bringen. Heute waren zwei Auffrischungstauchgänge auf dem Programm, einmal in Darwin Bay und dann zum Wracktauchen nach Carawa.
In unserer Gruppe war mit dabei eine sehr aufgedrehte Dame aus den USA, was für die Guides und uns die eine oder andere Geduldsprobe darstellte. Sie schrie laut um sich, kicherte lauthals und hörte bei der Einweisung kaum zu. Gut, dass Reden unter Wasser schwierig ist, dachten wir uns alle gleichzeitig, da bin ich mir sicher! Dann ging es los. Noch nie zuvor war ich im „warmen“ Wasser getaucht. Ich kannte Tauchen vom Attersee und Island kalt, dunkel und mit wenig Sicht. BCD Weste an, Buddycheck durchgeführt und los gehts. Mit einer Rückwärtsrolle raus aus dem Boot und hinein in das Unterwasserparadies. Nach ein paar Minuten schwammen Schildkröten und Fischschwärme um uns herum. Sechs Seelöwen versammelten sich neben uns und sahen uns als deren Spielzeug an. Leider war der erste Tauchgang schnell vorbei, denn durch das aufgeregte Atmen war die Sauerstoffflasche schneller leer als gedacht.
Der zweite Tauchgang ging hinunter zu einem 130 Jahre alten Wrack. Dieses Schiff war ein Nährboden für unzählige Fische. Flo tauchte sogar einmal durch einen Teil des Wracks, was ziemlich spektakulär aussah. Auch die „Lieblingsübungen“ jedes Tauchers, und zwar Reglerverlust in der Tiefe und das Absetzen der Maske in der Tiefe übten wir, um im Notfall alles parat zu haben.
Tauchen am Kicker Rock
Nachdem wir also unsere ersten Übungstage gut überstanden hatten, hieß es jetzt, etwas Ernsteres anzugehen. Den Kicker Rock, aber diesmal im Tauchgang. Hier soll es immer wieder zu starken Strömungen kommen, weshalb dieser Tauchgang schnell schwierig werden kann und so das Festhalten an Felsen, um nicht weggerissen zu werden, immer wieder notwendig ist. Nach einem Besuch am wunderschönen Strand Cerro Brujo und dem Beobachten der dort lebenden Iguanas, einer besonderen Echsenart auf Galapagos, begann unser Briefing.
Unser Guide Franklin, der aussah wie aus einem Arnold Schwarzenegger Film, aufgepumpt, braun gebrannt, erklärte uns mit ernster Mime, was alles zu beachten ist. Immer am Felsen bleiben, wenn die Strömung stark ist, festhalten, wenn sie sehr stark ist dicht zusammenbleiben und eventuell auftauchen. Haie sehen, war unser Ziel. Nach dem Ablassen der Luft aus unserer Weste merkten wir, hier müssen wir ein bisschen mehr mitarbeiten, um in die Tiefe zu kommen. Unser Guide erklärte uns, dass wir Kopf über in die Tiefe abtauchen müssen und nicht wie sonst von alleine sinken würden. Nur mit vollem Flosseneinsatz konnten wir nach unten gelangen und dann waren wir schon auf 18 m Tiefe. Es wurde dunkel, kälter und die zuvor so glitzernden Felsen des Kicker Rocks sahen jetzt schwarz und mächtig aus. Immerhin ging es hier 60 m in die Tiefe. Auch die vorher angekündigte Strömung nahmen wir nun war. Wir wurden immer wieder gegen Felsen getrieben und hielt uns vorsichtig daran fest, um nicht Purzelbäume unter Wasser zu machen. Wie man sich denken kann, war auch dieser Tauchgang nicht der entspannteste. Da waren noch die nicht fest sitzenden Flossen, das I- Tüpfelchen. Flo und ich kämpften so unter Wasser, diese irgendwie an meine Füße fester zu bekommen. Und dann war plötzlich alles vergessen, da war er direkt vor mir, ein Hammerhai. Ich klopfte aufgeregt auf die Schulter des Guides. Jetzt wurden wir belohnt für die nicht ganz einfachen Umgebungsbedingungen mit einem kurzen Anblick eines Hammerhais, der ganz entspannt an uns vorbeischwamm. Der zweiten Tauchgang war entspannter und wieder sahen wir einen Hammerhai. Leider diesmal nur dessen schwarze Hai-Silhouette, die uns umrundete und anschließend im tief dunklen Blau verschwand.
Die letzten Tage auf San Cristobal verbrachten wir an verschiedenen Stränden wie den Playa Loberia und Tijeretas, um mit Seelöwen, Rochen, Kugelfischen und den riesigen bunten Papageienfischen zu schnorcheln. Auch das Inland mit den riesigen Landschildkröten bestaunten wir, zu Mittag hüpften wir am Playa Punta Chino über riesige Wellen und im Anschluss sahen wir uns die Aussicht am Junco , den wunderschönen See und die dort lebenden Vögel an.
Für uns waren die letzten Tage spektakulär und extrem schön, wir sind dankbar, hier sein zu können. Jetzt geht es auf die nächste Insel Isabela. Weitere Abenteuer in der Natur warten auf uns.
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Die Insel San Cristobal liegt ca. 965 km westlich vom Festland Ecuadors entfernt. Der höchste Punkt der Insel ist 730m hoch.
- Die Galapagosinseln sind vulkanischen Ursprungs und am Äquator gelegen. 97 % der Fläche und die umgebenden Gewässer sind Weltnaturerbe der UNESCO und stehen unter Naturschutz.
- Die Inseln wurden im 16. Jahrhundert entdeckt, aufgrund der sehr geringen Süßwasservorkommen scheiterten dauerhafte Besiedelungsversuche bis ins 19. Jahrhundert.
- Die Trinkwasserversorgung wird heute vor allem durch Meerwasseraufbereitungsanlagen sichergestellt.
- Aufgrund der isolierten Lage findet man hier viele Tierspezies die nirgendwo sonst vorkommen (endemische Arten).
- Das umgebende Meerwasser ist durch den aus der Antarktis kommenden Humboldtstrom kalt aber nährstoffreich und voller Plankton.
- Das Tauchen um den Inseln ist durch starke Strömung und oft reduzierte Sicht durch das Plankton gekennzeichnet, dafür ist es möglich eine enorme Zahl großer Meeresbewohner zu sehen wie Haie, Rochen, Schildkröten, Seelöwen und zur richtigen Zeit auch Walhaie und Wale.
- Carles Darwin besuchte die Insel 1835 mit einem Forschungsschiff, auf dem er als Geologe mitfuhr. Die Beobachtung unterschiedlicher Vogel- und Pflanzenarten führte schließlich zur Beschreibung der Evolutionstheorie.
-
Die männlichen Galapagosseelöwen „Bullen“ können fast drei Meter lang und 250 Kilo schwer werden. Diese wachen meist am Ufer über ihren „ Harem“. Die Weibchen hingegen sind tagsüber mit dem Jagen in tieferen Gebieten beschäftigt.
-
Die Tragzeit der Galapagos-Seelöwen ist bis zu einem Jahr. Anschließend werden die Jungen bis zu einem Jahr gesäugt. Die enge Bindung zwischen Mutter und Kind hält jedoch oft bis zu drei Jahre an.
- Adlerrochen zählen zu den Stachelrochen. Rochen sind meistens friedlich und zurückhaltend, wenn sich diese jedoch bedroht fühlen können sie ihren giftigen Stachel als Verteidigung einsetzen. Dieser kann die Größe eines Küchenmessers einnehmen und für den Menschen tödlich sein.
- Der Papageienfisch kann sein Geschlecht selbst verändern.
- Riesenschildkröten können mehr als 150 Jahre alt werden.
- Nur 0,2% der gelegten Wasserschildkröteneier ( 1 von 500) überleben.
Flüge auf die Galapagosinseln gehen immer über Quito oder Guayaquil. Um Geld zu sparen lohnt es sich hier früher zu buchen!
Vor der Einreise auf die Galapagosinseln MÜSSEN die Unterkünfte auf den jeweiligen Inseln und die Dauer (Anreise/Abreisedatum) festgelegt werden. Diese Informationen müssen am Flughafen in Guayaquil/Quito bei der Einreise bzw. bei dem Ausfüllen des TCT angegeben werden.
Das TCT (Transit- Kontroll-Karte) ist ein Einreiseformular das selbstständig online von zu Hause aus oder am Flughafen (QR Code, spezieller Schalter) ausgefüllt werden muss. Im Anschluss muss man sich an einem Schalter anstellen (möglichst früh!). Hier wird das TCT Formular für 20 US-Dollar (nur Cash, genau haben!) ausgehängt. Dieses muss bei der Einreise vorgezeigt werden.
Das Abreisedatum kann während des Aufenthalts bei der Gemeinde in Santa Cruz oder San Cristobal geändert werden, sodass ein längerer Aufenthalt möglich ist.
Bei Einreise muss das Gepäck an einem eigenen Schalter abgegeben werden, es wird auf verbotene Gegenstände durchleuchtet (z.B. Plastikflaschen, frische Lebensmittel) und mit einem Kabelbinder vom Flughafenpersonal verschlossen.
Nach diesem Procedere erfolgt der „normale“ Check- In. Eine frühe Anreise (mindestens 3h, Wartezeiten am TCT Schalter können sehr lange sein) zum Flughafen ist deshalb sehr sinnvoll!
Bei der Ankunft auf den Galapagosinseln wird nochmals das Gepäck kontrolliert. Außerdem muss noch der Nationalparkeintritt (100 US-Dollar, nur Cash!) bezahlt werden.
Es gibt 2 Flughäfen auf den Inseln: Galapagos auf der Insel Baltra/North Seymor (Kennzeichen: GPS) neben der Insel Santa Cruz und der Flughafen der Insel San Cristobal (SCY), bei der Buchung der Unterkünfte und Flüge deshalb unbedingt Verwechslungen vermeiden!
Die 360 Grad Tour muss, aufgrund der großen Nachfrage, mindestens zwei Tage im Voraus gebucht werden.