Mit dem Bus ging es über unendlich weite Landschaften in die kleine Stadt El Calafate. Unsere Unterkunft war diesmal ein Hostel. Wir erledigten dort organisatorischen Kram und Karo und ich entschieden uns für eine kurze Laufrunde Richtung Laguna Nimez Reserva, um wilde Flamingos zu sehen.  Es hätte so ein entspannter Lauf sein können, wenn da nicht dutzende Streuner rumgelaufen wären. Wir hatten sogar einen persönlichen Wachhund der immer mit uns mitlief. Dieser war aber an Karos Waden sehr interessiert; was es wieder unentspannter machte. Angekommen sahen wir rosarot strahlende Vögel vor dem blitzblauen Wasser im Kontrast zu den Bergen und einem Sonnenuntergang. Nach diesem Abschluss hieß es für uns endlich schlafen, diesmal in einem Schlafsaal. Alles gut soweit, wenn da nicht jemand im Raum krank gewesen wäre und alle fünf Minuten gehustet hätte und daneben nicht jemand genächtigt hätte, der schnarchte wie ein Bär. Leider war das nicht das einzige Problem, denn das Hostel legte sehr viel Wert auf das Wohl der Gäste in der Bar direkt unter uns und so hatten wir bis nach Mitternacht argentinische Schlagermusik zu hören bekommen. Und um halb sieben Morgens wurden wir dann mit Musik von Enrique Iglesias geweckt. Da reisst jedem der Geduldsfaden, oder was sagt Ihr dazu?! Sehr sehr sehr müde standen wir alle auf und waren uns einig, die nächste Nacht sicherlich nicht in diesem Schlafsaal zu verbringen. Heute stand der Perito Moreno Gletscher auf dem Programm, dies sollte unsere Stimmung schnell wieder verbessern! Um Geld zu sparen verzichteten wir auf eine organisierte Tour und mieteten uns ein Auto mit zwei Bekannten aus Israel. Bei der Anfahrt sahen wir braune sanfte Berge, die von türkisem Wasser umgeben waren. Wilde Sträuße und Guanakos waren auch zu sehen. Und plötzlich sahen wir Ihn von der Weite! Den Perito Moreno Gletscher! Beeindruckt von dem Anblick in der Ferne, waren wir gespannt was bei näherer Sicht noch auf uns zu kommen wird.

Völlig sprachlos standen wir vor den Massen an Eis, die sich in spitzen Türmen nach oben aufbauten. Die Sonne schien auf die kalten Riesen und das Eis schien blau zu glänzen. Immer wieder knackte es laut und da dieser Gletscher kalbt, hieß es geduldig sein und warten. Nicht lange dauerte es und plötzlich machte es ein lautes Geräusch und ein Brocken Eis brach von etwa 40 Meter Höhe herunter. „Ahhhh, oh mein Gott“, schrien wir voller Begeisterung. So etwas kannten wir nur aus dem Fernsehen. Völlig aufgedreht sprangen wir uns an und starrten mit einem breiten Grinsen in die Eismassen. „Hier bleiben wir sicher nicht so lange“, sagte ich noch zu den Anderen. Aber wir konnten uns kaum satt sehen von diesem atemberaubenden Anblick und verbrachten fünf Stunden damit dem Gletscher beim Kalben zu zusehen. „Das ist der wahrscheinlich beste Pauseplatz überhaupt“ , sagte ich und genau in diesem Moment löste sich plötzlich ein gigantisch großer (etwa aus 70 Meter Höhe) Eisberg und fiel mit einem lauten Peng in den Gletschersee. Es bildeten sich Wellen und das sonst so ruhige Wasser zeigte sich rauer und war jetzt mit zertrümmerten Eisbrocken bedeckt. Vor Freunde sprangen wir mit Käsebaguettes in der Hand auf und hüpften auf der Stelle. Dieses Erlebnis war unglaublich und zeigte uns, wie beeindruckend die Natur ist. Ein Guide erklärte uns später, dass heute ein besonderer Tag sei. Er selber habe all die Jahre zuvor noch nie so viele Abbrüche an einem Tag auf so kurze Zeit zu sehen bekommen.

Der Anblick dieses Gletschers ist sicherlich einer der spektakulärsten der bisherigen Reise. Schweren Herzens hieß es sich nach einigen Stunden vom kalbenden Gletscher zu verabschieden. Müde von diesem aufregenden Tag kutschierten uns dann unsere Freunde aus Israel heim zurück ins Hostel. Mit immer schwerer werdenden Köpfen, nickten wir alle drei auf der Rückbank des Autos ein und freuten uns, heute in keinem großen Schlafsaal übernachten zu müssen.

 

Hier gibts die Bilder zur Geschichte

Interessante Fakten

  • Der Perito Moreno Gletscher hat eine Fläche von ca. 254 Quadratkilometern und gehört zu dem südpatagonischen Eisfeld (Campo de Hielo Sur). Dies ist das zweitgrößte Eisfeld auf der Südhalbkugel und der größte Gletscher Südamerikas.

  • Der Perito Moreno Gletscher ist einer der wenigen auf dieser Erde der in seiner Größe nicht geringer wird.

  • Die Kalbungsfront des Perito Moreno Gletschers ist zwischen 55 und 70 Meter hoch.

  • Der größte Gletscher dieser Welt ist der Lambert- Gletscher mit 400 km Länge und liegt in der Antarktis.

 

  • Der größte Gletscher Europas ist der Vatnajökull in Island mit 150 km.

 

  • Gletscher speichern ca. 70 % unseres Süßwassers dieser Erde.

 

 

El Calafate ist der ideale Ausgangspunkt um den Perito Moreno Gletscher zu besichtigen. Es gibt geführte Touren dort hin. Günstiger ist es jedoch sich ein Auto zu mieten und selbst in den Nationalpark zu fahren.

Plane mindestens 3-4 Stunden ein.

Um Zeit zu sparen können die Eintrittskarten bereits im vorhinein online gekauft werden.

Zur Mittagszeit sind die besten Chancen um das Kalben live mit zu erleben.

 

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