Rauchiger Kulturschock und Hühnerbein in der Luft
Da waren wir in China. Für die nächsten zwei Wochen hieß es, auf in eine ganz andere Welt. Wir starteten in Peking, auch Beijing genannt. Mit einem Flug, der ziemlich ruppig war, ging es in die mit Smog bedeckte Millionenmetropole. Zeichen, die keiner lesen kann und fast niemand der Englisch spricht oder versteht. Okay, die nächsten Wochen werden spannend! Mit dem Taxi ging es erst einmal zu unserem Hotel, nur leider schlecht, wenn Maps hier nicht funktioniert, die dortige Navigations-App unsere Adresse nicht kennt und es mehrere Hotels mit dem selben Namen gibt. Wie man sich vorstellen kann, haben wir uns hier das ein oder andere Mal verfahren. Wir hatten großes Glück gleich neben unserer Unterkunft, in einem eher schickeren Viertel der Stadt, ein Einkaufszentrum mit Supermarkt zu haben. Mit dem Handy ausgerüstet übersetzten wir uns jedes einzelne Wort, zu groß war die Angst, gleich am ersten Tag etwas zu erwischen, das unserem europäischen Gaumen nicht zusagt. Dickdarm, Hühnerfüße und Innereien standen hier auf dem Speiseplan. Wir blieben da lieber bei einer Schüssel gebratenem Reis und einer Portion Eis. Besonders gewöhnungsbedürftig waren die schmatzenden Geräusche die sich in jedem Restaurant breit machten. Im Gegensatz zu Europa ist es hier höflich lautstark zu zeigen, wie sehr es einem schmeckt. So gehört das Rülpsen, Schmatzen und mit offenem Mund essen zur guten Etikette. Die Tische neben uns sahen wie bei einem Ritteressen aus. Abgeknabberte Hühnerbeine, fettige benutzte Servietten überall und unzählige, teils noch volle Teller zierten den typisch chinesischen Esstisch. Wie so etwas entstehen konnte sahen wir dann am nächsten Morgen beim Frühstück, das erste und leider nicht das letzte Mal. Wie die wildgewordenen, dass alles nur so flog, stürmten die Hotelgäste auf das Frühstücksbuffet zu. Innerhalb von Minuten leerten sich die liebevoll angerichteten Platten. Nur das Schwarzbrot, Butter und Marmelade lagen völlig unberührt in der Ecke. Dann wurde geschlürft und gemampft was das Zeug hält und so schnell alle gekommen waren, waren sie dann auch wieder weg. Nachdem wir uns die erste Portion Suppennudeln und Hefebrötchen schmecken ließen, machte sich Flo nochmals auf den Weg zum Buffet. Er konnte gar nicht ahnen, was für eine kluge Entscheidung der Gang zum Buffett an diesem Tag war. Denn nicht einmal eine Minute nachdem ich alleine am Tisch saß, spuckte unser Tischnachbar ein Hühnerbein quer durch den ganzen Raum und genau auf seinen Stuhl. Neben einem riesigen Schreck und einem schockiert geekelten Blick zu ihm hinüber, kam mir auch das Lachen aus. Mit solchen Manieren hatte ich selbst in China nicht gerechnet. Mein Gegenüber hingegen sah mich mit vollen Mund völlig emotionslos an, als wenn nichts besonders passiert wäre. Dieser Morgen sollte eine kleine Kostprobe auf die nächsten zwei Wochen sein! Neben Indien gab uns sicherlich auch China die ein oder andere Lektion mit auf den Weg, und zwar toleranter gegenüber unserer Mitmenschen zu sein. Auch die besonderen Gerüche waren anfangs nicht immer ganz leicht. Natürlich waren die ungewohnten „Düfte“ der chinesischen Küche ganz mit Vorne dabei. Was jedoch besonders unangenehm war, war der abgestandene Rauch in Kombination mit der Affenhitze, die hier während der Sommerzeit in China herrscht. Im Taxi, in den Hotelzimmern, im Restaurant (während und zum Essen) und auf den Toiletten. Wirklich überall kam einem dieser süßliche Geruch in die Nase und passiv Rauchen war, neben dem Sightseeing, hier unser zweites Hobby.
Ein Weltwunder und Touristenchaos
Die chinesische Mauer im Bereich Mutianyu war für China verhältnismäßig ruhig. Früh am Morgen waren die Schlangen nur kurz und die Stimmung noch relativ entspannt. Die längste Mauer der Welt, ein absolutes Highlight auf dieser Reise! Beeindruckend zieht sich diese entlang der Berge. Die Wege sind mit etlichen steilen Stufen versehen, sehr schief und der letzte Abschnitt wurde zudem zu einem kurzen sportlichen Erlebnis, da die Stufen hier so gebaut wurden, dass auch die Hände zum Einsatz kamen. Nachdem es Mittag war kippte die gelassene Stimmung auf der Mauer jedoch schnell. Tausende Menschen quetschen sich auf den steinigen Weg. Durch die Wachtürme wurde man zusammen mit vielen anderen Menschen geschoben und die zuvor so ruhige Security schrie jetzt ernst in das Megafon. Unten angekommen war die zuvor so kurze Warteschlange, eine nie mehr endende Menschentraube geworden. Da hatten wir aber nochmal Glück!
Wir buchten für den nächsten Tag eine Tour zur verbotenen Stadt und dem Himmelstempel. Hier konnten wir den Menschenmengen und Warteschlangen nicht mehr aus den Weg gehen und schnell kamen wir an unsere Grenzen. Nach diesem Ausflug, da sind wir uns sicher, fühlt sich so schnell nichts mehr sehr touristisch an. Tausende Reisegruppen standen auf dem berühmten Tian´anmen- Platz und die verbotenen Stadt war mit so vielen Leuten gefüllt, dass nur ein Headset eine geführte Tour akustisch möglich machte. Nichtsdestotrotz waren diese Orte sehr beeindruckend. Auch der Sommerpalast war wirklich sehenswert, wenn auch das dortige Mittagessen, Würstchen, die unserer Meinung nach nichts mit solchen zu tun hatten, kein Highlight in der chinesischen Gastronomie waren. Dumplings (gefüllte Teigtaschen) waren so meistens die beste Wahl und wurden die nächsten Wochen zu unserem Favorit. Unser letztes Essen in Beijing war aber dann ein extremes Highlight. Wir bestellten gegrilltes Hühnchen, Bratkartoffel und als Nachspeise einen Kuchen. Dieser war besser gesagt eine ganze Torte. Dazu kam ein Vanilleeis und Plastikhandschuhe! Plastikhandschuhe? Wofür, die denn? Um sich die Finger nicht anzukleckern! Hört sich lustig an und war es auch. Generell hatten wir oft bei dem Essen Situationen, in denen wir beide nicht verstanden, was sie von uns wollten und was sich hier gehört. Da half es einfach die Einheimischen zu beobachten und ihnen alles nachzumachen. Nur auf die chinesischen Tischmanieren verzichteten wir lieber!
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Die Hauptstadt Chinas ist Beijing oder auch Peking genannt. Die Einwohnerzahl beträgt ca. 21,8 Millionen (Stand 2023).
- Es sprechen ca. 1,3 Milliarden Menschen chinesisch. Diese Sprache gilt als eine der schwierigsten dieser Welt.
- Normalerweise ist unter der „chinesischen Sprache“ Hochchinesisch gemeint. Diese basiert auf der Sprache Mandarin. Es gibt neben Mandarin noch ca. 300 weitere chinesische Sprachen.
- Die chinesischen Schriftzeichen oder auch Hanzi genannt, werden zur einheitlichen Verständigung genutzt. Jedes Zeichen bedeutet ein Wort. Es gibt ca. 70.000 Zeichen davon beherrscht der „Normalbürger“ in der Regel 2000 bis 3000.
- Die chinesische Sprache ist tonal, das bedeutet dass die Aussprache die Bedeutung des Wortes verändern kann.
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Die chinesische Mauer (Wànli Chángchéng) wurde zum Grenzschutz errichtet und wird im Englischen als Great Wall bezeichnet. Sie diente so dem Schutz vor Eindringlinge, vor allem vor den nomadischen Stämmen, wie den Mongolen.
- Die Mauer wie sie heute bekannt ist wurde vor allem im 16. Jahrhundert (Ming Dynastie) gebaut und ist nördlich von Peking am besten ausgebaut. Vorläufer davon gab es aber bereits im 7. Jahrhundert v.Chr. die teilweise auch aus Lehm oder aufeinandergeschichteten Steinen bestanden.
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Die heute bestehende Mauer wurden somit nicht, wie lange angenommen, vom ersten Kaiser von China (Qin Shi Huangdi) errichtet.
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Alle Maueranlagen zusammen umfassen eine Länge von über 21.000 Kilometern. Die chinesische Mauer erstreckt sich durch 15 Provinzen und ist die längste Mauer der Welt.
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Bei der Errichtung der chinesischen Mauer starben ca. 400000 Menschen. Arbeiter, Bauern und Soldaten waren bei dem Bau beteiligt.
Wir konnten visumfrei für 15 Tage in China einreisen (Stand Juli 2024). Aktuelle Lage einfach bei dem auswertigen Amt checken.
In China sind WhatsApp, Instagram, Google etc. verboten. Somit können diese Webseiten/Apps während des Aufenthalts normalerweise nicht genutzt werden. Es gibt jedoch die Möglichkeit eine sogenannte VPN zu installieren (Es gibt verschiedenste VPN- Anbieter die über den App Store installiert werden können). Durch die Aktivierung des VPN können alle in Europa verwendeten Dienste benutzt werden.
Neben der VPN Installation besteht auch die Möglichkeit eine E- SIM Karte im Voraus online zu kaufen. Diese gibt es auch mit integrierter VPN und funktionierten bei uns am besten.
Achtung: chinesische Simkarten oder das dortige W-LAN haben normalerweise keine integrierte VPN.
Bezahlt wird in China, außer bei einer nicht funktionierenden Internetverbindung, alles per Alipay oder WeChat App. Diese sollten unbedingt vor der Anreise heruntergeladen werden, da die Registrierung einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Diese Apps können dann mit international gängigen Kreditkarten verbunden werden.
Bei Alipay oder WeChat wird entweder dem Verkäufer ein Zahlungscode gezeigt oder man scannt selbst einen Code ab. Im Anschluss wird der vereinbarte Betrag, von der zuvor registrierten Kreditkarte, abgezogen.
Es gibt lokale Apps die zudem in China sinnvoll oder nützlich sind. Vor allem wenn die VPN nicht funktioniert. Die App Maps Me dient zur Navigation, Trip.com ist für die Buchung von Zügen, Flügen und Hotels (Booking hat eine kleinere Auswahl) und die DIDI App ist die chinesische Version von Uber.
Zur Übersetzung kann offline Google- Translate verwendet werden. Hier einfach die jeweiligen Sprachen downloaden. Leider war die Übersetzung nicht immer korrekt, aber trotzdem eine riesige Hilfe im Alltag.
In den Sommermonaten herrscht Ferien und Urlaubszeit in China. Hier sind die meisten Sehenswürdigkeit überfüllter als sonst. Auch das Wetter ist hier teilweise extrem heiß (Anfang/Mitte Juli bis Ende August).
Die chinesische Mauer sollte am Morgen oder am späten Nachmittag besucht werden. Außerdem ist der Abschnitt Mutanyu ruhiger als der berühmteste Abschnitt namens Badaling.