Die wahrscheinlich schönste Stadt in Peru. Das hieß es, bevor wir die zwei Millionen Metropole besuchten. Wir überzeugten uns davon selbst und können sagen, diese Stadt hat Charme. Natürlich ist Außenrum nicht alles schön und ein Taxifahrer erklärte uns abends aus Sicherheitsgründen lieber wie die Hühner im Stall zu bleiben.
So erkundeten wir tagsüber die Innenstadt, wir sahen uns den Hauptplatz Plaza de Armas an, mit der wunderschönen Kathedrale und den Gebäuden rund um den Stadtplatz, die ein bisschen an den Markusplatz in Venedig erinnerten. Einen Nachmittag erkundeten wir außerdem das Kloster Santa Catalina. Ganz anders als Arequipa selbst waren die Gebäude dort kunterbunt. Wir nahmen uns einen Guide, der uns durch die malerischen Klostergassen führte und uns zum Leben der Nonnen mehr erklärte. Wir rechneten gar nicht damit, wie spannend die Hintergründe in einem sehr streng geführten Kloster heute und früher sein konnten. Beispielsweise haben die Nonnen dort einen strengen Gebetsablauf, der sich alle drei Stunden wiederholt. Und früher hieß es tagsüber zu schweigen und keinerlei Kontakt zur Außenwelt zu haben. Und so sahen wir Gänge mit Gittern versehen und winzige Zimmer, die eher einem Gefängnis glichen.
Auch das Museo Santuarios Andinos sahen wir uns an und waren wieder gefesselt von den brutalen Ritualen und dem Aberglauben der Inka. Hier sahen wir erneut eine Kindermumie, die, wie schon in Salta, dem Pachamamakult geopfert wurde.
Nach einem Bildungstag ging es in ein Restaurant, das auf Perfektion Steak servierte. Ich lernte, mit ein bisschen schlechtem Gewissen, Alpaka Fleisch zu lieben. Und was natürlich nicht fehlen durfte, ein Pisco Sour. Aus vorgehender Erfahrung gab es nur einen und so schlenderten wir angeheitert noch eine Zeit lang durch die Stadt und genossen die letzten Sonnenstrahlen.
Was natürlich nicht fehlen durfte, war der Besuch des Colca Canyon. Diese riesige Schlucht ist mehr als drei Stunden von Arequipa entfernt, weshalb wir eine zweitägige Tour dort hin planten. Oder besser gesagt planen ließen. Eigentlich wollten wir auf eigene Faust dort hin, merkten aber, die Organisationsluft ist raus. So ließen wir uns bequem mit einem Touribus kutschieren. Der Vorteil: nichts zu planen! Der Nachteil: der Start der Tour um drei Uhr morgens und das hin kutschieren zu einem Frühstücksrestaurant, bei dem man danach hungriger rausging als zuvor. Dazu gab es eine schräge peruanische Show in massiver Lautstärke, die sogar mich in einen ordentlichen Morgenmuffel verwandeln ließ. Bloß weg von hier!
Endlich ging es Richtung Canyon. Wir bekamen gleich sechs Kondore zu sehen und diesmal ganz nah! Was für elegante Riesen! Mit einer Leichtigkeit flogen Sie über unsere Köpfe hinweg, während wir die perfekte Aussicht auf das Bergpanorama genossen. Natürlich waren wir dort nicht alleine. Seit dem Taj Mahal und Torres del Paine sahen wir hier den drittgrößten Menschenandrang. Übertourismus in Peru? Wir werden es euch bald sagen können.
Auf zum Wandern! Unser Trek startete auf 3400 m. Der erste Tag war 18 km lang. 1550 m bergab am ersten Tag und 1550 m bergauf am zweiten Tag, schlängelte sich der Weg ziemlich luftig durch die Schlucht. Ein paar rutschten im Kies auf dem Weg nach unten aus und viele dachten sich, jetzt war es aber dann genug mit der Sonne, was den Abstieg nicht ganz so angenehm machte. Schnell verloren wir unsere Gruppe, die eher gemächlich unterwegs war. Mittagessen gab es in einem kleinen Restaurant mitten im Canyon. Fast schon paradiesisch umgaben uns Avocado- und Zitronenbäume! Nach in der Wiese herumliegen und quatschen mit Anderen folgte ein ständiges Auf und Ab, der letzte Abschnitt dieser Wanderung. Abenteuerlich rutschten wir einen sandigen Berghang hinab und dann hieß es Gas geben. Ein Gewitter kündigte sich mit dunklen Wolken an, sodass wir die Gruppe verließen und nur noch zu viert ordentlich Gas gaben. Schnell erreichten wir die Unterkunft und es gab ein wohlverdientes Bier. Mittlerweile regnete es in Strömen, sodass der Rest der Gruppe nicht ganz so trocken blieb.
Die Unterkunft war sehr einfach. Eine Art Strohhütte, bei der das Dach nicht geschlossen war und so jeder Moskito herzlich eingeladen war. Eine kalte Dusche für alle, bei der keiner genauer hinsehen sollte. Gut, dass wir müde waren und dass an diesem Tag dies nicht sonderlich störte. Der nächste Tag startete schon sehr früh. Um vier Uhr morgens klingelte der Wecker und es ging im Dunklen rauf auf den Berg. Leider blieben unsere Stirnlampen in Arequipa, sodass sich die anderen mit Stirnlampe ausgerüsteten Wanderer von uns regelrecht verfolgt fühlen mussten. Bedauerlicherweise waren wir so ganz vorne mit dabei, das hieß, dem schnellsten Guide nachzurennen. Schwer schnaufend, hechelten wir hinterher, um nicht im Dunklen zu stehen. Zu unserem Glück war es schnell hell und die zuvor gesprinteten Wanderer befanden sich schnell am Limit. So waren wir nach dem Sonnenaufgang auf dem Weg nach oben ziemlich schnell alleine.
Die Hot Springs standen noch auf dem Programm. Dort war es so gar nicht schön! Im Schatten sitzen und entspannen, bis es nach einer langen Busfahrt wieder Richtung Arequipa ging, war wesentlich attraktiver als mit unzähligen Leuten in einem nicht sauberen Pool zu sitzen. Vorbei an einem rauchenden aktiven Vulkan, unzähligen inaktiven Vulkanen und aufgedrehten Lamas und Vikunjas hieß es abends mit vielen Eindrücken müde ins wohlverdiente Bett zu fallen.
Hier gibts die Bilder zur Geschichte
Interessante Fakten
- Arequipa liegt auf 2300 m und ist umgeben von den Vulkanen Misti, Chachani und Picchu Picchu. Der Vulkan Misti ist immer noch aktiv.
- Arequipa verzeichnet im Durchschnitt zwölf Erdbewegungen am Tag und war in der Vergangenheit von mehreren schweren Erdbeben betroffen.
- Der Cotahuasi und Colca Canyon sind in der Nähe von Arequipa und zählen mit bis zu ca. 3000 m Höhenunterschied zu den tiefsten Schluchten dieser Erde. Die tiefste Schlucht dieser Welt ist die Vikus-Schlucht in Griechenland.
- Im Museo Santuarios Andinos sieht man eine der wichtigsten archäologischen Ausstellungstücke der letzten Jahrzehnte.
Von Arequipa aus können Wanderungen zu dem Colca Canyon oder auf den Vulkan Misti geplant werden.
Um den Colca Canyon zu sehen, kann eine geführte Tour oder die Anreise selbst organisiert werden.
Wir können eine geführte Tour zum Canyon für geübte Wanderer nicht empfehlen! Unserer Meinung nach wird kein Guide benötigt, da die Wege gut ersichtlich und ab den späten Vormittag stark frequentiert sind.
Über die Ab- und Rückfahrtzeiten zum Colca Canyon sollte man sich im Vorhinein an der Bushaltestelle informieren, Unterkünfte können vor Ort spontan gebucht werden.
Empfehlung
Zig Zag Restaurant- peruanisches Feinschmeckeressen für den kleineren Geldbeutel.
Wunderschöne Bauten mit schön gestalteten Innenhöfen! Genau meins….LG